Nadine Fingerhut: Karussell – Albumreview

 

Mit ihrem zweiten Album spielt sich Nadine Fingerhut in die erste Liga des deutschen Liedermacher-Genres

Nadine Fingerhut war vor zwei Jahren eine dieser Entdeckungen, die man sich von seinem Beruf als Musikjournalist erhofft. Mir ihrer ausgelassenen Single des gleichnamigen Debut-Albums „Hallo Leben“ entwickelte sie Suchtpotential und brachte auch mit weiteren Songs wie „Was machen wir denn heute“, „Mohnblumenfelder“ oder „Lass uns Helden sein“ neuen Schwung in den deutschsprachigen Songwriter-Pop. Dass sie nach wie vor ein Insider-Tipp ist und nicht bereits in den Charts auffällig wird, ist wohl dem Zeitgeist geschuldet, der den ununterscheidbaren musikalischen Mainstream befördert.

Sounds & Books_Nadine Fingerhut_Karussell_CoverKarussell, der zweite Longplayer der aus Korbach stammenden Liedermacherin, führt den Weg des Erstlings konsequent weiter. Mit dem gewohnten Produzententeam Erik Regul und Frank Wesemann, das auch für die Entstehung von Hallo Leben zuständig war und auf Karussell sämtliche Instrumente von Schlagzeug und  Percussion, über Bass und  Piano, hin zu Keyboard und Gitarren einspielte, nahm Nadine Fingerhut 13 neue Songs auf, die genauso viel Freude, Nachdenklichkeit und Charme vermitteln wie die Vorgänger und den nächsten Schritt in ihrer Karriere markieren. Das Album wirkt noch intensiver als der schon ganz vortreffliche Erstling, die Melodien, Harmonien und Arrangements noch ausgereifter.

Was bleibt, ist die wärmende Atmosphäre, die Herzlichkeit und die positive Ausstrahlung, die von Nadine Fingerhut und ihren Songs ausgehen. Einen qualitativ besseren Songwriter-Pop-Song als “Wo sind die Jahre hin“ kann man kaum komponieren. Ein wohltemperiertes Midtempo mit perlenden Pianoklängen, strahlenden Gitarrenakkorden, einem fluffigen Schlagzeugrhythmus und Nadine Fingerhuts angenehm zu hörender Stimme. Darin fordert sie uns auf, die Zeit zu genießen, sich den jugendlichen Überschwang zu bewahren. Ein guter Rat, der an vorletzter Stelle der Platte platziert ist.

Davor gelingt Nadine Fingerhut der Spagat aus herzerfrischenden und unbeschwerten Popsongs (trotz teilweise zeitkritischen Texten) wie „So viel mehr“, „Karussell“ und „Schön“ sowie poetisch-nachdenklichen Balladen wie „Der Sommer wär‘ (niemals so warm, wenn der Winter nicht so kalt wär‘)“, „Magneten“, „So soll es sein“ und „Tiefer als das Meer“. Fingerhuts Popsongs reißen einen mit, ihre langsamen Stücke berühren zutiefst. Auf Karussell gibt es keinerlei Füllmaterial, keinen Song, der abfällt, alle haben ihren Reiz. Ein tadelloses Songwriter-Pop-Album, mit dem sich die knapp über 30-jährige Nadine Fingerhut in die erste Liga des deutschen Liedermacher-Genres spielt.

„Karussell“ von Nadine Fingerhut ist am 06.10.2017 bei D7 / 7Us Media Group erschienen.

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Kommentare

  • <cite class="fn">Elke</cite>

    Hallo Gerard,

    wundervolle Zeilen, die du hier verfasst hast.
    Eine tolle Songwriterin.
    Ich bin mir ganz sicher, dass sie in den Charts zu hören sein wird , weil irgendwann entdecken die Menschen, daß sie sich nur auf der Welle des Mainstream mitreißen lassen und werden wachwerden.
    Die waren Stars findet man abseits des Weges.
    Wie du hier schreibst : sie ist schon 1 . Liga.

    Danke für deine Worte

    Es grüßt dich herzlichst
    Elke

  • <cite class="fn">Ralf</cite>

    Eine ganz tolle Künstlerin, die durch ihr sympatisches Auftreten sehr authentisch wirkt und auch ist. Ein super Album, mit dem sie sich nicht verstecken braucht. Ein absolutes „Muss“ für jeden, der Deutsch/Pop mag!

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