Beck: Colors – Album Review



Gag ohne Witz

Beck ist der vielleicht freieste Musiker seiner Generation. Der Stilwanderer bedient sich in allen Genres und schert sich – zum Glück – herzlich wenig um die Erwartungshaltung seines Publikums. Auf diese Weise hat er zahlreiche Großtaten veröffentlicht – und ganz nebenbei den Horizont vieler seiner Hörer erweitert. Auf „Colors“ bricht Beck erneut mit der Erwartungshaltung. Und wie. „Colors“ bietet ausnahmslos Powerpop im Jetztzeit-Sound.

Sounds & Books_Beck_Colors_CoverVielleicht liegt es ja an Produzent Greg Kurstin, der sich ansonsten um Kylie Minogue, Adele, Katy Perry, James Blunt, Gwen Stefani kümmert.„Colours“ ist das vermutlich mainstreamkomtabilste, ganz sicher aber das fröhlichste und tanzbarste Album seiner 25-jährigen Karriere. Wir hören Handclaps, Trap-Hi-Hats und Ohohoh-Refrains. Tracks wie „Seventh Heaven“, „No Distraction’“ oder „Wow“ sind in ihrer augenscheinlichen Banalität zunächst irritierend. Track für Track wartet man auf die Auflösung dieses Gags, auf ein Anzeichen ironischer Absichten. Doch die kommt nicht. Beck zieht das durch. Und wer dranbleibt, dem passiert es dann irgendwann doch.

Die Gegenwehr löst sich und der Blick wird frei für die Doppelbödigkeit dieser Songs. Vor allem das tighte „Up All Night With You“, das so auch Justin Timberlake nicht hätte besser interpretiert können sowie das schwelgerische „Fix Me“ machen Spaß. Und das funky „Dreams“ ist eine echte Clubperle. Beck ist hellwach und voller Tatendrang. Mit „Colours“ verschiebt er erneut die Grenzen seiner musikalischen Bandbreite. Die Euphorie dieser energetischen Songs ist ansteckend. Auch wenn man es beim ersten Durchgang noch nicht wahrhaben will.

„Colours“ von Beck erscheint am 13.10.2017 bei Capitol/Universal.

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