Persönliche Bestzeit beim Berlin-Marathon 2017

 

Die Chronik einer angekündigten Bestzeit

Es war das Minimalziel. Eine Zeit unter 3:10 Stunden sollte es dann schon werden, bei einer bisherigen persönlichen Bestzeit (PB) von 3:10:10, aufgestellt beim Hamburg-Marathon im Jahre 2013. Es war ein harter Kampf, den Rekord auf 3:09:43 zu verbessern, härter als gedacht. Meine viermonatige Vorbereitungszeit verlief so vielversprechend, dass ich eine Zielzeit zwischen 3:07 und 3:08 für realistisch hielt. Trotzdem waren die zwei Minuten, die mir fehlten, an diesem 24.09.2017 beim Berlin-Marathon schlicht nicht zu schaffen. Ich bin also zufrieden, ob des Rekordes, aber definitiv nicht mit dem Verlauf des Rennens.

Man kann sich natürlich an den mangelnden Schlaf in der Nacht vor dem gr0ßen Wettkampf gewöhnen. Aber ich war schon vor vier Uhr wach und gefühlt schlief ich vorher auch nicht sehr viel, wachte ständig auf und dann war über eine Stunde zu früh putzmunter. Das muss nicht sein. Wenigstens fünf und fünfeinhalb Stündchen könnten es auch vor einem Marathon sein. Nun ja, wenig Schlaf, aber die Nervosität hielt sich einigermaßen in Grenzen, vielleicht schleicht sich dann bei acht Marathonteilnahmen so langsam eine gewisse Routine und Souveränität ein. Im Startbereich habe ich keinerlei Hektik aufkommen lassen, war rechtzeitig vor Ort und pünktlich zwei Minuten vor dem Startschuss im richtigen Block. Das Wetter war beherrschbar. 13, 14 Grad, schwere Bewölkung, hier und da ein ganz feiner Nieselregen.

Die ersten Kilometer lief ich wie erhofft. Auch im Block C ist viel los, aber das Tempo schlicht schneller als in D, was mich vor zwei Jahren die Bestzeit kostete und ich bei KM 3 innerlich fluchte, weil mir das alles viel zu langsam war und ich keinen Platz für Überholmanöver hatte, teilweise sogar abbremsen musste. Nun, dies widerfuhr mir diesmal nicht, so dass ich die ersten 5 KM in sehr guten 21:49 Minuten angehen konnte. Zu diesem Zeitpunkt verlor ich den Pacemaker für die 3-Stunden-Marke etwas aus den Augen. Erstens, weil mir das Tempo zu hoch war und zweitens weil meine Brille bei einige Kilometer lang heftig beschlug und ich nicht wirklich viel sah. Immerhin bin ich niemanden in die Hacken getreten.

Ich schielte ja bei einem optimalen Verlauf in Richtung dieser ominösen Marke, meine Trainigsleistungen waren wirklich sehr gut. Nach zehn Kilometern hatte ich allerdings hier bereits eine Minute Rückstand und zur Halbzeit gut drei. Trotzdem fühlte ich mich zur hier noch sehr gut und war mit meinen 1:33:08 auch zufrieden. Sanfte Seitenstechen waren schnell wieder verschwunden und hätte ich diese Zwischenzeit in der zweiten Hälfte des Marathons annähernd halten können, die anvisierte Bestzeit von 3:07 bis 3:08 wäre möglich gewesen. Jedoch sollte es nicht sein. Gründe kann ich gar nicht wirklich benennen.

Dass meine Brustwarzenpflaster leider nicht hielten und ich viele Kilometer lang wund lief, kann nicht als Erklärung herhalten und dass ich bei KM 31 auf einem Riesenwahlplakat in die Gesichter der AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland und Alice Weidel blicken musste auch nicht (dritte Kraft in Deutschland bei der Bundestagswahl, das trifft mich hart, auch wenn es zu befürchten war). Man könnte meinen, ich sei dann schneller geworden, nach dem Motto, nichts wie weg hier, doch leider paralysierte mich das Bild. Auch der nasse Untergrund, der wenig Grip erzeugte und mich hin und wieder mal leicht ausrutschen ließ, soll mir nicht als Ausrede dienen.

Passagenweise konnte ich an die anfängliche Form anknüpfen, aber für die Gesamtdistanz reichte es ganz und gar nicht. Am Ende musste ich mich schwer strecken und nur ein famoser Endspurt auf dem letzten Kilometer machte meine neue PB möglich. Ich raffte sämtliche letzten Kräfte zusammen, lief plötzlich wieder deutlich schneller als im Schnitt, um wenigstens unter 3:10 zu bleiben. Das hat immerhin dann sehr gut funktioniert. Fazit: Mit der Zeit letztendlich zufrieden, klar,aber die Ansprüche waren etwas höher. Da muss ich nochmal in mich gehen, denn zwischen Trainingsleistung und Wettkampfleistung klafft noch eine gewisse Lücke. Nächstes Jahr folgt eine Marathonpause, die Verbesserung meiner Halbmarathonbestzeit von bisher 1:29:13 ist mein Ziel für 2018.

(Beitragsbild: Archivfoto, das mich beim Hamburg-Marathon 2014 zeigt)

Kommentare

  • <cite class="fn">Tanja</cite>

    Luxemburg-Platz. Sorry 😉

  • <cite class="fn">Tanja</cite>

    Das ist eine große Leistung Gérard, ich gratuliere herzlichst. Ich stand erst an der 10 km Etappe, am Rosa-Luxenburg-Platz, muss dich jedoch übersehen haben. Mein Mann, der Olli, war ebenfalls am Start, aber in Gruppe D. Irgendwie war die Planung komisch und die Nacht war auch für uns zu kurz. Er startete erst um ca. 10 Uhr und musste trotzdem so früh da sein. 3:09:43 ist eine unfassbare Zeit, Olli war froh, bei dem nass-kalten Wetter und nach der langen Marathon-Pause, mit knapp 5 h durchgehalten zu haben, ich auch. Und ihn überkam ein Gefühl des vollkommenen Glücks. Natürlich habe ich deinen Namen tagsdarauf in der Berliner Morgenpost entdeckt. Bist du im April in Hamburg auch wieder dabei? Liebste Grüße, Tanja

    • <cite class="fn">Gérard Otremba</cite>

      Hallo Tanja, vielen lieben Dank. Glückwunsch an Olli für das Durchkommen. Ich möchte nächstes Jahr am 01.07. beim Hamburger Halbmarathon starten und meine Bestzeit verbessern und dann erst 2019 beim Hamburg-Marathon wieder die volle Distanz in Angriff nehmen. Jedes Jahr einen Marathon schaffe ich zeitlich in der Vorbereitung nicht so wirklich. Liebe Grüße, Gérard

  • <cite class="fn">Jens Sienknecht</cite>

    Doch, das ist dein persönlicher Triumph.Ich verneige mich. Auch der angestrebte Weltrekord wurde wohl in etwa deiner Zeitdifferenz knapp verfehlt. Viele strichen die Segel, zu kalt & nass. Erhole dich sehr verdientermaßen. Seewind streichelt Muskeln, Knochen, Sehnen, vor allem das Gemüt. Gut gemacht!

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