Tori Amos: Native Invader – Album Review

 

Hochsensibel und voller Widerstandskraft

Ursprünglich sollte es ein Album über die Wurzeln ihrer Familie mütterlicherseits werden, deren Pfad zu den Cherokee-Indianern führt. Um in die Vergangenheit einzutauchen, reiste die in England lebende Tori Amos im Sommer 2016 in die USA und begab sich auf einen Trip durch die Smoky Mountains in Tennessee. Die Wahl von Donald Trump zum neuen Präsidenten ihres Herkunftslandes, Tori Amos wurde 1963 in North Carolina geboren, veränderte nicht nur die Welt, sondern auch die Pläne für Amos‘ 15. Studioalbum.

Sie besuchte ihr zerrissenes Heimatland nach der Wahl ein zweites Mal und sammelte genügend Eindrücke, um mit Native Invader sowohl ihrer angedachten Familienspurensuche nachzukommen als auch eine direkte Trump-Antwort zu geben. Genug Stoff für Tori Amos, ihrer Gefühlsklaviatur freien Lauf zu lassen. Und wenn jemand für tiefe  emotionale Popmomente in den letzten 25 Jahren gesorgt hat, dann war es Tori Amos, die seit ihrem Debüt Little Earthquakes von 1992 alle schmerzhaften Themen verhandelte. Die politisch-gesellschaftlichen Themen liegen ganz nah an den schicksalhaften, persönlich-privaten. Eine Protestplatte im ganz eigenen Tori Amos-Stil.

Sounds & Books_Tori Amos_Native Invader_CoverSie ist immer noch die becircende Elfe, die mit ihrer mysteriösen und einschmeichelnden Stimme betört. 15 Songs präsentiert sie auf Native Invader, das ganze 75 Minuten verschlingt, die sich alle auf die gewohnte Tori Amos-Art lohnen. Der Opener „Reindeer King“ dauert gleich mal sieben Minuten, Piano, Vocals und eine mysteriös-schaurige, schwebende Atmosphäre macht sich breit. „Cloud Riders“ kommt hingegen fast schon als ein lockerer und anschmiegsamer Folk-Rock-Song daher. Die Piano-Ballade „Breakaway“ traurig und elegisch, während der Elektro-Track „Up The Creek“ in musikalischer Düsternis versinkt, aber textlich Kraft und Hoffnung verleiht.

Im gefühlvollen Soul-Folk „Chocolate Song“ besingt Amos eine verflossene Liebe und „Climb“ ist einer diese unfassbar schönen Tori Amos-Piano-Popsongs. Am Ende dann „Mary’s Song“, den Tori Amos ihrer an den Folgen eines Schlaganfalls leidenden Mutter widmet, eine mit Streichern veredelte Piano-Ballade, anrührend und gefühlvoll. Hochsensibel, voller Widerstandskraft, natürlich und poetisch stellt sich Tori Amos einer zerfallenden Welt entgegen. Ein musikalischer Hoffnungsschimmer in schwierigen Zeiten. Und eine starke Tori Amos-Platte.

„Native Invader“ von Tori Amos ist am 08.09.2017 bei Decca Records / Universal Music erschienen.

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