Romano: Copyshop – Album Review

 

Das gerappte Köpenick-Portrait

März 2015 – schnell verbreitet sich erst durch Deutschrap-Foren, dann über Facebook und kurze Zeit später auch alle großen Medien das Video eines kuriosen Genre-Mixes. Romano heißt der Rapper, der mit langen, geflochtenen Zöpfen und in Collegejacke seiner Metalkutte huldigt. Meint er das ernst? Ist das jetzt der geniale Genre-Übertritt eines Berliner Originals oder ein dumpfer Marketingtrick für eine Kunstfigur? Je tiefer man in Roman Geikes Biografie eintaucht und je mehr Interviews man sieht, desto mehr erscheint Romano als absolut authentisch. Vielleicht überzeichnet er hier und da, aber am Ende ist er doch im Kern echt. Zwei Jahre nach diesem Hype kommt nun Romanos zweites Album.

Sounds & Books_Romano_Copyshop_CoverRomano präsentiert sich auf „Copyshop“ quasi als Louis C.K. des Deutschrap – er macht allerfeinsten Observational Rap. Genau beobachtet er sein geliebtes Köpenick und nimmt sich all die kaputten Gestalten des Kiezes für seine Stücke vor. Ob der etwas paranoide „UFO Joe“, die Rentner an der „Champagner Bar“ oder seine „Mutti“ – Romano schafft es lebhafte Portraits all dieser Typen zu zeichnen. Anders als in seinem ersten Album sind es vor allen Dingen die dunkleren, dreckigeren Seiten die dabei überwiegen. Auch wenn immer noch ein Augenzwinkern dabei ist, gibt es kein albern absurdes „Klaps auf den Po“, sondern Songs über abgezockte Touristen, schmierige Anwälte oder die Wildwest-Spiele mit seinem Vater.

Musikalisch ist Copyshop wieder weit von allem entfernt, was ansonsten im Deutschrap präsentiert wird. Es gibt zwar auch klassischere Samples, dann wird es aber schnell soundtechnisch sehr verspielt, schmachtig schlagerhaft oder auch mal rockig. Trends wie Autotune sucht man auf „Copyshop“ ebenso vergeblich wie Features mit angesagten Rappern. Als einziger Gast darf Dieter „Maschine“ Birr von den Puhdys in „Karl May“ die Rolle von Romano Vater übernehmen. Bei jedem anderen Rapper hätte diese Auswahl wohl für Verwunderung gesorgt, aber für Romano klingt es absolut logisch sich einen der größten Stars aus seinem Heimat-Stadtteil einzuladen. In erster Linie ist er nicht Rapper, sondern Köpenicker.

„Copyshop“ von Romano erscheint am 08.09.2017 bei Vertigo / Universal Music.

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