Siv Jakobsen: The Nordic Mellow – Album Review

 

Die große Songwriterschule nach Laura Marling

Es kann kein Zufall sein, dass ausgerechnet Matt Ingram The Nordic Mellow von Siv Jakobsen produziert hat. Ingram war bereits bei A Creature I Don’t Know von Laura Marling als Musiker zu hören und hat deren Album Short Movie mitproduziert. Er scheint das richtige Händchen für spannende Songwriterinnen zu haben, die für die intensivsten emotionalen Momente der zeitgenössischen Popgeschichte sorgen. Und mit keiner anderen als der englischen Songwriter-Queen Laura Marling kann man Siv Jakobsen vergleichen. Neben seines Produzentenjobs spielte Matt Ingram noch die Drums, Percussions und Keyboards (alles meist sehr dezent) für The Nordic Mellow ein. Streicher, ein kaum wahrnehmbarer Bass und zarte akustische Gitarren dominieren das Klangbild des Debütalbums von Siv Jakobsen, deren sanfte Stimme durch die Kompositionen trägt.

Siv Jakobsen_The Nordic Mellow_CoverEs sei wichtig, sich selbst zu erlauben, traurig zu sein und seine Emotionen in der Musik auszudrücken, teilt uns Siv Jakobsen mit. Ein Unterfangen, das der Norwegerin, die in einem Vorort von Oslo aufwuchs und im Berklee College Of Music in Boston, Massachusetts, zu Songwriterin reifte, auf The Nordic Mellow perfekt umsetzt. Die zehn intimen Songs auf The Nordic Mellow sind in ihrer Zerbrechlichkeit doch von unendlicher Kraft, die ruhige und betörende Stimme Jakobsens voller Anmut. Gemeinsam mit den sehnsüchtigen Streichern hält uns ihr Gesang bereits im Eröffnungsstück „To Leave You“, das nahtlos in das traurige „Change“ übergeht, gefangen und lässt uns bis zum Closer „Space“ auch nicht mehr los.

Von der getragenen Spielweise unterscheidet sich lediglich „Shallow Digger“, das teilweise mächtig an Fahrt gewinnt und den Ausbruch aus der vorherrschenden Melancholie und Schwermut wagt. Melancholie und Schwermut präsentiert uns Siv Jakobsen in „Crazy“ und „Blanket“ allerdings in vollendeter Schönheit, wir weinen mit ihr, mit und ohne Streicherarrangements. „Like I Used To“ dann der beste Laura Marling-Song, den Laura Marling nie schrieb. Ein grandioses, würdevolles Songwriting. „Berry & Whythe“ erlaubt sich noch einen kleinen, nun ja, Pop-Exkurs im Sinne einer Joni Mitchell, „Not Alone“ und „We Are Not In Love“ dann wiederum ganz schlicht und äußerst sparsam instrumentiert, „Space“ mit Piano und Streichern edel, wahr und gut. Wer Laura Marling liebt, wird von Siv Jakobsen hingerissen sein. Und wer ästhetische Songs liebt, ebenfalls.

„The Nordic Mellow“ von Siv Jakobsen ist am 25.08.2017 bei The Nordic Mellow erschienen (Beitragsbild: Jørgen Nordby).

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