Die 1. Fußball-Bundesliga-Saison 2017/18

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Vor dem Start der neuen Fußball-Bundesliga-Saison

Mit der Partie FC Bayern München gegen Bayer 04 Leverkusen fällt heute der Startschuss zur 55. Saison der 1. Deutschen Fußball-Bundesliga. Der Dauermeister von der Isar und der letztjährig so enttäuschende Werksklub vom Rhein eröffnen also die neue Spielzeit und seien wir doch mal ehrlich: Das Interesse am Profifußball wird immer geringer. Okay, vielleicht nicht an dem Spiel selbst, aber definitiv an den Begleitumständen. Es beginnt mit den unsäglichen Ausgliederungen der Fußballprofi-Abteilungen aus dem Verein, in deren Folge nur noch drei Vereine, namentlich FC Schalke 04, FSV Mainz 05 und SC Freiburg, in der 1. Fußball-Bundesliga spielen. Fragt sich nur, wie lange diese Vereine den neuen Marktgesetzen widerstehen können.

Die Kommerzialisierung des Profifußballs nimmt unterdessen groteske Züge an. Es verwundert mich zusehends, dass sich Fans immer noch mit „ihren“ Vereinen identifizieren können und jedes Wochenende in Scharen ins Stadion laufen, obgleich deren Spieler, bedingt durch die Ausgliederung, Verträge mit Unternehmen abschließen. Dass die Herren Fußballer das Vereinstrikot anziehen dürfen, ist doch nur noch billige Staffage und reine Verhohnepipelung aller Freunde des gepflegten Rasenspiels. Ja, ich bekenne mich schuldig im Sinne der sportlichen Sozialromantik und die Entwicklung dieses auch von mir einst betriebenen Sportvergnügens ist in meinen Augen besorgniserregend. Als warnendes Beispiel, wohin es mit den ach so schönen Kapitalgesellschaften gehen kann, sollte der Absturz des TSV 1860 München in die Viertklassigkeit dienen.

Man sollte sich also nicht wundern, wenn denn Spieler mit dem Wort „Vereinstreue“ über einen längeren Zeitraum nichts mehr anfangen können (wie denn auch) und sich, Söldnern gleich, von X zu Y verkaufen lassen, nur weil dort noch ein paar Euro mehr zu verdienen sind. Von den perversen Unsummen, die milliardenschwere Klubbesitzer anderen und Spielern aus der Portokasse überweisen, um sich „ihr“ Hobby zu finanzieren, ganz zu schweigen (die Champions League hat ja noch nicht angefangen). Man mag einwenden, wir hätten in Deutschland ja die „50+1“-Regel, die jene Ausgeburten des Kapitalismus zumindest eindämmen sollte. Das ist zwar richtig, wird aber demnächst von Martin Kind in Hannover aus den Angeln gehoben und von einem Möchtegernverein wie RB Leipzig aufgeweicht.

Lange wird es nicht mehr dauern, bis die Herren Mateschitz, Hopp und Konsorten der DFL und dem DFB die Bedingungen diktieren (tun sie bereits in einem gewissen Maße). Wie viel Kapitalismus also verträgt der Fußball? Ein Kapitalismus, der, wie wir alle wissen, für den Profit über Leichen geht. Wer den Pakt mit einem unmoralischen Kapitalismus eingeht, sollte sich nicht wundern, wenn dieser von Einzelnen zu Ende gedacht wird und es zu Anschlägen auf Mannschaftsbusse von börsennotierten Fußball-Unternehmen kommt. So verwerflich eine solche Tat auch ist. Dieser ganze Wahnsinn muss zurückgefahren werden und dies geht nur, wenn man den Ausgliederungen einen Riegel vorschiebt und nur noch Vereine in der Bundesliga spielen lässt. Und acht der neun Spiele finden wieder samstags um 15.30 Uhr statt, zusätzliche gibt es am Freitagabend noch ein schönes Flutlichtspiel. Dann wäre die DFL endlich wieder obsolet und um die Bundesliga viel spannender.

Es gäbe noch wesentlich mehr zu mokieren (z.B. durchgeknallte, sogenannte Fans und ihre pyrotechnischen Erzeugnisse), aber jetzt ist es an der Zeit für den jährlichen Tipp der Endtabelle. Ich habe das Orakel befragt und hier ist die Antwort:

 

  1. Bayern München

Ich habe in den letzten Jahren immer gegen den Rekordmeister getippt, und trotzdem sind die Bayern immer Meister geworden. Dann drehe ich den Spieß jetzt um. Die Langeweile geht weiter, Bayern München wird 2018 erneut Deutscher Meister (und die nächsten vier folgenden Jahre ebenfalls).

  1. Borussia Dortmund

Jetzt wieder Vize-Meister, weil es an den Bayern kein Vorbeikommen gibt.

  1. Borussia Mönchengladbach

Zwar auch ausgegliedert, aber an den Fohlen hängt noch mein Herz aus den 70er-Jahren, Stichwort „Sozialromantik“.

  1. RB Leipzig

Diese ganze österreichische Brause-Connection braucht kein Mensch, aber die Mannschaft von Trainer Ralph Hasenhüttl spielte immerhin zumeist einen guten und schön anzuschauenden Fußball und mischte als Aufsteiger die Arrivierten auf. So viel sportliche Fairness ist geboten. Diesmal aber noch zusätzlich Champions League, deshalb „nur“ Platz 4.

  1. Bayer 04 Leverkusen

Nach einer Saison zum Vergessen, geht es mit Leverkusen unter dem neuen Trainer Heiko Herrlich wieder deutlich bergauf.

  1. FC Schalke 04

Ähnlich wie in Leverkusen, hoffen die Schalker Fans auf bessere Zeiten. Die kommen, aber bei Platz 6 ist Endstation.

  1. 1. FC Köln

Die überragende letzte Saison damit ungefähr bestätigt.

  1. TSG Hoffenheim

Der Höhenflug wird etwas abgebremst.

  1. Hertha BSC

Gesundes Mittelmaß. Und in der darauffolgenden Saison dann das Derby gegen Union. Darauf freut sich doch schon ganz Fußball-Berlin.

  1. Eintracht Frankfurt

Die Eintracht wird über diesen 10. Platz froh sein können.

  1. VfL Wolfsburg

Hat ja mit dem Abstieg leider nicht geklappt. Irgendwelche Werte wird der VW-Konzern schon noch manipulieren, um die Klasse wieder zu halten.

  1. Werder Bremen

Mehr ist in dieser Saison nicht drin.

  1. FSV Mainz 05

Eine stetige Mitgliedschaft in der 1. Bundesliga aufgrund der noch immer nicht vollführten Ausgliederung ist den Mainzern von meiner Seite aus sicher. Einfach wird es für die 05er trotzdem nicht.

  1. VfB Stuttgart

Reicht dann eben so für den Klassenerhalt

  1. SC Freiburg

Das wird eine ganz enge Kiste, aber meine Sympathien sind mit euch.

  1. Hamburger SV

Nach dem hyperblamablen, aber vorauszusehenden Pokal-Aus beim VfL Osnabrück, kann sich der HSV nun wieder ganz und gar seinem Saisonziel, dem Erreichen des Relegationsplatzes widmen. Die sonst sehr unnütze Relegation ist doch nur eingeführt worden, um den Bundesliga-Dino vor dem Aussterben zu bewahren. Aber irgendwann…

  1. Hannover 96

Zu viel Martin Kind, zu viele Radaubrüder im Fanlager, von mir aus direkt in die vierte Liga und von vorne anfangen, als Verein.

  1. FC Augsburg

Auch die schönste Zeit im Leben geht einmal vorüber.

Ich wünsche allen Fußballfans eine spannende und torreiche neue Saison. Mögen die besseren gewinnen.

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