First Breath After Coma: Drifter – Album Review

 

Von Traumlandschaften und Fabelwesen

Die jungen Portugiesen von First Breath After Coma begeisterten jüngst auf diversen Festivals Fans wie Kritiker mit ihrer Mischung aus wuchtigem Post-Rock und Poesie. Wer bislang noch nicht in den Genuss ihrer Live-Qualitäten gekommen ist, darf sich also umso mehr auf ihre im September anstehende Clubtour durch Deutschland freuen. Nicht minder reizvoll ist es jedoch, First Breath After Coma in der Zwischenzeit auf Tonträger zu erleben. Auf ihrem zweiten Album Drifter gelingt es den fünf Musikern, eine fabelhafte Welt zu erschaffen, in der man fremde und elfengleiche Wesen vermutet, ohne dabei kitschige Momente zu erzeugen. Dies liegt nicht zuletzt an den bisweilen schweren Gitarrensounds, die neben dem verträumten Gesang Roberto Caetanos ein wiederkehrendes Element darstellen.  Vergleiche mit Radiohead, Sigur Rós, Editors und Slowdive braucht die Band aus Leiria nicht zu scheuen, auch wenn man aufgrund zahlreicher Anleihen bei diesen Größen kleine Abstriche in Puncto Originalität machen muss.

Drifter präsentiert sich als Werk aus einem Guss: Jeder Track scheint die zwangsläufige Konsequenz des vorausgegangenen zu sein. Mit „Intro“ setzt der Hörer den ersten Fuß in die poetische Welt der Portugiesen. Unheimlich und unwiderstehlich zugleich locken kaum vernehmbare Geräusche wie ein Rascheln im Wind. Im sich anschließenden „Salty Eyes“ erklingen erstmals der chorale Gesang, ebenfalls ein konstantes  Element des Albums, und die ergreifenden  Gitarrenwände. Letztere sorgen auch in „Blup“, das sich zunächst verspielt anschleicht und wie ein Eintauchen in einen türkis leuchtenden Ozean anfühlt, für eine theatralische, aber dennoch zart klingende Klimax. „Gold Morning Days“ erschafft mit künstlich erzeugten Pianosounds und Bläsern besonders eindrucksvoll die Illusion einer Fabelwelt und man vernimmt im Hintergrund den verträumten Gesang von unbekannten Wesen, die sich harmonisch mit Caetanos Gesang vereinen.

Ähnliche Stimmungen erzeugen „Petrichor“, „Dandelions“ und „Nagmani“, hauchzart und sphärisch, bisweilen druckvoll. In „Seven Seas“ betören sirenengleiche  Stimmen, doch die anfänglich mystische Ruhe weicht mit dem scheppernd einsetzenden Schlagzeug sachte einer Dramatik, die sich in geradezu quietschenden Trompetenklängen auflöst. Das Album schließt mit dem ebenfalls sphärischen „Warmly“, das sich mit Klängen wie Vogelschreien und seinem Beat durchaus von den anderen Stücken abhebt. Der Ausklang ist der träumerischen Welt von First Breath After Coma angemessen:  Ein immer leiser werdendes Glockenspiel setzt den Schlusspunkt. Der Hörer ist wieder im Hier und Jetzt. Dabei war es doch so schön in der fabelhaften Welt von Drifter.

Drifter“ von First Breath After Coma ist am 04.08.2017 bei popup-records erschienen.

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