Max Richard Leßmann: Liebe in Zeiten der Follower – Album Review

 

Eine Glanztat in der deutschsprachigen Popmusik

Vom Indie-Rock seiner Band Vierkanttretlager ist auf Max Richard Leßmanns Debütalbum nichts zu hören. Auf Liebe in Zeiten der Follower, allein der Titel hat eine Spitzenposition in den Charts verdient, wendet sich der 25-jährige Sänger und Songwriter dem ganz großen Pop zu. Eine zeitlose Popmusik, die zwischen Swing, Chanson und Big Band changiert. Popmusik, die sich vor den Beatles verneigt und die Burt Bacharach und Scott Walker liebt. Popmusik, die von Element Of Crime genauso beeinflusst worden ist wie von Croonern der Marke Dean Martin. Fügt man sich dann noch den Schlager der 20er-, und 30er-Jahre der Comedian Harmonists und denkt sich Manfred Krug und Udo Jürgens hinzu, dann bekommt man eine gute Vorstellung vom neuen Max Richard Leßmann-Sound.

Sounds & Books_Max Richard Leßmann_Liebe in Zeiten der Follower_CoverMax Richard Leßmann outet sich als großer Romantiker mit dem Verständnis für ästhetisch wertvolle Arrangements. Was Leßmann und sein Kumpel Sebastian Madsen, der das Einspielen der Instrumente übernahm, beim Songwriting half und dessen Bruder Johannes das Album mitproduzierte, mit Liebe in Zeiten der Follower hinterlassen ist eine legere und universelle Glanztat. Schwelgerischer als mir „Spuren auf dem Mond“, bei Sounds & Books bereits zum Song des Monats Januar gekürt, kann ein Album kaum beginnen. Leßmann schreitet die Showtreppe hinab, Bläser und Streicher jubilieren, mehr Grandezza geht nicht. Das schmissig-flotte und detailverliebte „Ich wünschte“ schließt sich an, bevor man bei „Keine Langeweile“ mit  guter Laune und Opulenz überschüttet wird. So herrlich, so überschwänglich und so losgelöst kann deutsche Popmusik sein.

Wie der Albumtitel es verrät, verfällt Max Richard Leßmann nicht in Nostalgie und übt pointierte Gesellschaftskritik im euphorischen „Küssen“ und bei „Der Mann im Stream“ (im Comedian Harmonists-Gedächtnisrhythmus). Dass Melancholie und Schwermut zur Romantik dazugehören, weiß Leßmann nur zu genau und so schwärmen wir traurigerweise bei „Ein Lied aus Dir“ und „Die Welt hinter den Worten“. Dazwischen immer wieder Majestätisches und die Showtreppe wie in „Sie trinkt“ und „Einen im Tee“. Verspielt und sehnsüchtig erklingt „Lippenstift“ und im „Lavendelfeld“ verbrennt Leßmann dann noch sein Geld und seine Papiere, „weil man nur Luft und Liebe braucht“. Edel und anmutig ist die Element Of Crime-getränkte Melancholie dann im abschließenden „Am Hafen“, ein perfekter Ausklang eines der besten deutschsprachigen Pop-Alben des Jahres. Denn das ist Liebe in Zeiten der Follower zweifellos.

„Liebe in Zeiten der Follower“ von Max Richard Leßmann erscheint am 21.07.2017 bei Caroline / Universal (Beitragsbild: Ingo Petramer).

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