Sondaschule: Schere, Stein, Papier – Album Review

 

Der Übergang vom Ska- zum Toten-Hosen-Punk

Die Ska-Punk-Band Sondaschule hat sich in ihren 18 Jahren Bandgeschichte immer wieder musikalisch außerhalb ihres Heimat-Genres probiert. Mit „Schere, Stein, Papier“ tritt der Ska aber nicht nur vereinzelt, sondern größtenteils in den Hintergrund. Schon in den ersten Takten wird zu Reggae-Klängen eine stimmungsvolle Hymne auf Amsterdam gesungen. Mit einem sowohl musikalisch als auch textlich sehr stark an Die Ärzte erinnernden Mix aus Spaß und Gesellschaftskritik geht es dann in dem Stück „Waffenschein bei ALDI“ weiter. Die zwei Songs, beide bereits als Single erschienen, bilden einen großartigen und humorvollen Einstieg in das neue Werk von Sondaschule.

Sounds & Books_Sondaschule_Schere_Stein_Papier_AlbumcoverJe weiter der Hörer in das Album einsteigt, desto mehr wird aber klar, wieso die beiden Lieder bereits als Singles erschienen sind. Neben ihnen erklingt viel Formelhaftes aus dem aktuellen Rock-Einmaleins, leider ohne die Markenzeichen von Sondaschule. Ob der Titeltrack „Schere, Stein, Papier“, „Gold Digger“ „Mein Herz“ oder „Ostberlin“, ein Großteil des Albums fällt musikalisch in die Kategorie „Punkrock à la Toten Hosen im Jahr 2017“. Textlich liegen die Stärken von „Schere, Stein, Papier“ insbesondere in den gesellschaftskritischen Momenten. Gerade „Waffenschein bei ALDI“ und „Ostberlin“ bieten Zeilen, die im Gedächtnis bleiben: „In Aleppo da regnet es Tote – doch all das interessiert keine Sau, denn der Bachelor verteilt gerade ’ne Rose an die geldgeile Schlampe in blau.“

In den Momenten ohne Gesellschaftskritik setzt aber kaum der Sondaschule-typische Humor ein, sondern es erklingen allzu bekannte Sprachformeln. „Es ist noch lange nicht zu spät“, „Das Leben ist kein Wunschkonzert“, „Wenn die Nacht nicht mehr so dunkel wär’, würden die Sterne nicht so leuchten!“ – gerade das Lied „Gold Dinger“ klingt wie ein gesungenes Pop-Bullshit-Bingo. Dass Bands sich musikalisch verändern, gerade über solch eine Zeitspanne, ist wichtig und gut. Der Mix aus Durchhalteparolen („Du und ich“), Schunkelhymnen („Goldene Tapete“) und nostalgisch-wehmütigen Gedanken („Zu kurz um lang zu denken“) kann aber nicht wirklich packen oder überraschen. Immerhin bringen die Ska-typischen Bläser etwas mehr Leben in die Arrangements. Wenn der Hörer am Ende neben einer Träne im Knopfloch und ein bisschen Wehmut vor allen Dingen die politischen Impulse aus „Schere, Stein, Papier“ mitnimmt, dann hat die Band Sondaschule ihr Ziel aber doch erreicht.

„Schere, Stein, Papier“ von Sondaschule erscheint am 07.07.2017 bei BMG / Warner Music (Beitragsbild: Bastian Harting).

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