Andreas Dorau: Die Liebe und der Ärger der Anderen – Album Review

 

Andreas Doraus endgültiger Angriff auf die Album-Charts

Man reduziert Andreas Dorau immer noch gerne auf seine bekannteste Single „Fred vom Jupiter“. Der NDW-Hit aus Doraus Schul-AG-Zeit, aufgenommen mit dem sehr jungen Mädchen-Chor Marinas, spukt allen, die die Zeit erlebten noch immer im Hinterkopf und ist jederzeit im Refrain abrufbar. Andreas Dorau war schon damals ein cleverer Bursche und irgendwie aus der Zeit gefallen. Zwar passte der „Fred vom Jupiter“ in den NDW-Modus, doch hatte man immer das Gefühl, Dorau stecke der Schalk im Nacken, in seiner jugendlichen Verspieltheit spiegelte sich ein Außenseiterdasein wider, das einer großen Karriere förderlich hätte sein können, Dorau hingegen eher im Weg stand.

Sounds & Books_Andreas Dorau_Die Liebe und der Ärger der Anderen_CoverDenn erstaunlicherweise gelang dem nunmehr 53-jährigen Hamburger mit keinem seiner neun Alben der Sprung in die Charts. Das soll sich mit dem zehnten Streich Die Liebe und der Ärger der Anderen nun ändern. Zu wünschen ist es Andreas Dorau allemal. Eine ganze Armada an Songschreibern und Produzenten, u.a. Moses Schneider, Andreas Spechtl, Carsten Friedrichs, Zwani Jonson und Wolfgang Müller, halfen bei der Realisierung der Doppel-LP, die 20 Songs umfasst und ein kunterbunter Mix aus allen erdenklichen Stilrichtungen zwischen NDW, Electro, Wave und Pop geworden ist.

Na klar, Songs von und mit Françoise Cactus und Stereo Total können nur von naiver Simplizität künden („Ein trauriger Tag“), doch wer Virtuosität erwartet, ist hier fehl am Platz. Wer aber mit fluffigem Pop und Christiane Rösinger etwas anfangen kann, der wird beispielsweise mit dem herrlichen Opener „Liebe ergibt keinen Sinn“ bestens bedient. Mindestens genauso anschmiegsam und mit einem nonchalanten Charme unglaublicher Art versehen ist „Du bist nicht da“. Federleicht und zu Sommerträumen einladend dann „Dies ist nicht real“. Die ersten drei Songs von Die Liebe und der Ärger der Anderen rotieren also bereits in Dauerschleife.

Mit dieser entzückenden  Melancholie für laue Abende punktet Andreas Dorau fortan wie in „Das bist nicht du“, „Radiogesicht“ oder „Ein Pseudonym“ sehr häufig. Zwischenzeitlich gibt es  herrlich rhythmischen Schunkel-Dance-Pop („Stadt aus Musik“), House („Liebe Bürger“) und Sunshine-Pop („Ossi mit Schwan“), bevor das Album mit dem magisch-sanften „So etwas Ähnliches wie die Liebe“ endet. Teils bissige Texte konterkarieren die zumeist eingängigen Melodien, was das Album umso reizvoller macht. Doch, die Charts sind drin. Gemeinsam schaffen wir das.

„Die Liebe und der Ärger der Anderen“ von Andreas Dorau ist am 07.07.2017 bei Staatsakt / Caroline International erschienen (Beitragsbild: Gabriele Summen).

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