Kevin Morby live in Hamburg – Konzertreview

 

Ein schweißtreibendes und exzellentes Konzert des Indie-Folk-Rock-Musikers Kevin Morby

Es war warm in Hamburg. Schwülwarm. Kevin Morby schwitzte, und er freute sich. Darüber, dass immer mehr Menschen zu seinen Hamburg-Gigs pilgern. Das sehr gut besuchte Konzert am 29.06.2017 im Hamburger Nochtspeicher machte den Auftritt des amerikanischen Indie-Folk-Rock-Musikers auch für die Fans zu einer schweißtreibende, aber kuscheligen Angelegenheit. Im  Mittelpunkt des 75-minütigen Konzertes standen Songs der beiden letzten Alben „City Music“ und „Singing Saw“. Zehn der vierzehn von Kevin Morby und Band gespielten Stücke sind auf eben jenen Werken zu finden und die ersten vier dienten zum Warmspielen.

Zum Warm-up für Sänger und Gitarrist Kevin Morby, Bassist Cyrus Gengras, Schlagzeuger Nick Kinsey und Gitarristin und Keyboarderin Meg Duffy, die als Hand Habits  bereits das Vorprogramm bestritt und einige ganz arg schöne Indie-Dream-Folk-Songs ihres im Februar erschienenen Debütalbums Widly Idle vortrug. Das Quartett war schnell auf Betriebstemperatur mit dem elegisch beginnenden und in einem jamartigen Mittelteil mündenden „City Music“, dem mit euphorischen Pop angereicherten Indie-Rock von „Crybaby“, der galoppierenden Ramones-Hommage „1234“ und dem treibend-hymnischen „Aboard My Train“.

Damit waren vier von sechs Songs des aktuellen Albums verbraucht, Morby, Band und Publikum heiß gelaufen und mit „Harlem River“ folgte der erste ganz große Höhepunkt des Abends. Dieser ewig lange, gespenstische Slowcore-Blues-Folk-Gigant geriet zu einer Art moderner Indie-Folk-Rock-Ausgabe von Neil Youngs „Down By The River“. Nicht ganz so brachial, aber der formidable Jam-Teil erinnerte an den großen Kandier und seine Begleitband Crazy Horse. Morbys leicht näselnder Gesangsstil klang live nicht so vehement nach Bob Dylan wie auf Platte, einiger seiner Songs konnten es indes mit denen des Meisters durchaus aufnehmen. Die edle Ballade „Destroyer“ beispielsweise und das groovige, aufgekratzte und aufgewühlte „I Have Been To The Mountain“.

Nach diesem exzellenten Dreierpack drosselte Morby das Tempo, verlor aber nicht an Qualität und Intensität, wie „Parade“ und „Come To Me Now“ bewiesen. Sein Konzert schloss er nicht etwa laut und enthusiastisch, sondern leise und behutsam mit dem eindringlichen, solo mit Gitarre gespielten „Beautiful Strangers“. Aber auf den Furor mussten seine Hamburger Fans nicht verzichten, denn nach „Cut Me Down“ geriet „Dorothy“ als zweite Zugabe zu einem einzigen Sturmlauf. Rauschhafter als mit dieser noch jungen, aber schon zum Klassiker gewordenen Indie-Folk-Rock-Hymne kann ein Kevin Morby-Konzert nicht enden.

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