Lea Porcelain: Hymns To The Night – Album Review

 

Düster-melancholische Post-Punk-Songs des deutschen Duos Lea Porcelain

Sie klingen wie Briten aus dem Postpunkzeitalter, stammen aber aus Frankfurt und trafen sich erstmals im Offenbacher Club Robert Johnson. Das war vor fünf Jahren und seitdem hat sich für Julien Bracht und Markus Nikolaus viel verändert. Bracht, der als Club-DJ unterwegs war, suchte eine neue Herausforderung und fand in Sänger und Gitarrist Nikolaus schnell den kongenialen Partner, um als Duo unter dem Bandnamen Lea Porcelain miteinander zu arbeiten. In den letzten beiden Jahren machten sie durch mehrere Songveröffentlichungen immer wieder von sich reden und coverten sogar Bruce Springsteens „Streets Of Philadelphia“, dessen repetitive Strukturen sehr gut zum Lea Porcelain-Sound passten. Und der hat mit Springsteen natürlich nichts zu tun.

Vielmehr mit Joy Division, The Cure oder Echo & The Bunnymen. Oder mit OMD, wenn man sich in den Opener von Hymns To The Night, „Out Is In“, fallen lässt. „Maid Of Orleans“ als Dark Wave-Variante. Innerhalb von zwei Jahren entstand im Berliner Funkhaus das Debütalbum von Lea Porcelain und es huldigt in seiner unterkühlten Düsternis nicht nur Joy Division, sondern auch David Bowies Berlin-Ära der 70er-Jahre. Auf Hymns To The Night verschwinden die Grenzen zwischen Post-Punk, Post-Rock, Wave und Indie-Pop. Und wenn schon düsterer Indie-Pop, dann sind The National nicht weit entfernt, wie Lea Porcelain in „Bones“ nachdrücklich feststellen. Die Bühne müssen sie sich zwar mit The Cure teilen, doch die von Lea Porcelain hergestellte Verbindung funktioniert.

Lea Porcelains Hymnen an die Nacht sind keine wüsten Feierbiester, sie kriechen aus den Ecken, hypnotisieren, kündigen den nahen, vernebelten Morgen an. In das mit reichlich Hall versehene Soundspektrum schmuggeln Bracht und Nikolaus in „A Year From Here“ eine Ukulele ein, doch bestimmend bleiben breitflächige Synthieflächen und sinistere Bassläufe, die die Melancholie in sich tragen. Als majestätischer Übersong entpuppt sich „Warsaw Street“, aber auch das percussiv-drängende, an New Order erinnernde „Similar Familiar“, das bedrohlich-dröhnende „A Faraway Land“, das schwebende „Remember“ sowie der psychedelische Closer „Endlessly“ entwickeln sich schnell zu Lieblingen. Mit diesen Hymnen kann man schon mal ein paar Nächte verbringen. Ein starkes und mehr als nur vielversprechendes Debütalbum.

Hymns To The Night“ von Lea Porcelain ist am 16.06.2017 bei Lea Porcelain Recordings / Kobalt Label Services / Rough Trade erschienen.

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