Ron Sexsmith live in Hamburg – Konzertreview

 

Edle Songwriterkunst, formvollendet vorgetragen von Ron Sexsmith und Band

Nach einigen Jahren auf Live-Solopfaden durch europäische Clubs, ist Ron Sexsmith wieder mit einer Band auf Tour. Beim Konzert des kanadischen Songwriters am 05.06.2017 im Hamburger Knust stehen ihm Schlagzeuger Don Kerr, Bassist Jason Mercer, Gitarrist Kevin Lacroix und Keyboarder Dave Matheson zur Seite, also die Musiker, mit denen Sexsmith sein neues und bestes Album The Last Rider aufnahm. Das blinde Verständnis der Band für die wohlfeilen Arrangements ist vom ersten Song „It Won’t Last For Long“ an prägnant. Mit voller Euphorie stürzt sich das Quintett in „Late Bloomer“ und „Breakfest Ethereal“, aber so richtig rocken kann Ron Sexsmith erst ein paar Songs später bei „Saint Bernard“ und natürlich „Radio“, der neuen Single.

Eins von neun gespielten Stücken des aktuellen Albums, die fast allesamt noch geheime Hits sind. Die Radio-DJs dieser Welt müssten dankbar sein für den schöngeistigen Pop von „Evergreen“, der herzzerreißenden Anmut bei „West Gwillimbury“ und dem Liebreiz von „Who We Are Right Now“, dem Lieblingssong von Sexsmiths Tochter von The Last Rider und Song des Monats April bei Sounds & Books. Man erliegt schnell dem Charme von Sexsmiths samtweichen und innigen Kompositionen. Wenn er das bedächtige und bewegende „Secret Heart“ anstimmt und später im akustischen Mittelteil nur von Lori Cullen, die das Vorprogramm mit einigen exquisiten Jazz-Folk-Pop-Songs bestritt, beim rührenden „Autumn Light“ gesanglich unterstützt wird, ist die Stimmung tausend Tränen tief.

Und wer nach über dreizehn Jahre nach der Veröffentlichung von Retriever immer noch nicht verstanden hat, welches Potential in „Whatever It Takes“ und „Not About To Lose“ steckt, sollte der makellose Vortrag dieser Songwriter-Perlen an diesem Abend eines Besseren belehrt haben. Am Ende des gut neunzig Minuten dauernden Auftritts, nachdem die ersten beiden Zugaben „Dreams Are Bigger“ und „Hard Bargain“ gespielt sind, schickt uns Ron Sexsmith in diesen „terrible times of Trump“ mit dem hoffnungsvollen „Former Glory“ nach Hause. Und so sind irgendwie alle seine Songs: hoffnungsfroh, aber auch romantisch, gütig, edel und tröstend in ihrer Melancholie. Vor 20 Jahren habe er mal vor fünf Leuten in Hamburg gespielt, teilte uns Sexsmith zwischenzeitlich mit. Nun, ein paar mehr waren es diesmal im Knust dann doch, aber diese an Schönheit und Grazie nicht zu überbietende Musik hat noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Hören Sie Ron Sexsmith, es kann nur zu Ihrem Vorteil sein.

 

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