Ryan Adams: Prisoner B-Sides – Album Review

 

Mit den B-Sides wieder auf dem Weg zum Olymp

Es gab mal eine Zeit, da veröffentlichte Ryan Adams gleich drei Meister-Alben in einem Jahr. Zuletzt sank nicht nur die Frequenz, mit der er neue Musik auf den Markt warf, sondern leider auch die Qualität. „Prisoner“ vom Februar dieses Jahres etwa erntete mehr Schulterzucken als Begeisterungsstürme. Und nun also noch die B-Sides? Will man das hören? Nun, man sollte. Denn es lohnt sich. Wem „Prisoner“ zu abgeklärt, zu routiniert, zu wenig leidenschaftlich und tiefgängig war, der wird mit den B-Seiten nun reichlich entschädigt.

Adams versammelt hier 17 Songs, die es nicht aufs Album geschafft haben, die aber in ihrer Qualität und Experimentierfreude den Albumtracks zum Teil deutlich überlegen sind. Ist der Auftakt „Where Will You Run“ noch ein klassischer Riff-Rock, wie ihn Adams und seine Band seit seinem selbstbenannten Album nun konsequent spielen, zeigt schon das folgende „Juli“ ein völlig anderes Gesicht. Der schwermütige Song ist garniert mit The Cure-Gitarren und einer tollen Dynamik. Mitreißend ist auch „Are You Home“, das wie ein The Smiths-Demo früher Tage klingt.

Zu den Anspieltipps zählen weiterhin das hymnische „Halo“, die akustische Ballade „Broken Things“ (die so auch auf „Heartbreaker“ passen würde), das bittersüße „Stop Talking“ und das abschließende, düster-traurige „The Empty Bed“. Knapp über eine Stunde lang beträgt die Gesamtspielzeit dieser Platte, die willkommener Beleg dafür ist, dass Ryan Adams auf seinem Weg in den Songwriter-Olymp zwar dann und wann mal stolpern oder aufgehalten wird, am Ende aber das Ziel nie aus den Augen verliert.

„Prisoner B-Sides“ von Ryan Adams ist am 28.04.2017 bei Pax-Am Records / Blue Note / Universal erschienen.

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