Elliott Smith: Either/Or – Vinyl-Re-Issue

 

Elliott Smith befand sich mit Either/Or auf dem kreativen Höhepunkt seiner zu kurzen Karriere

Elliott Smith und Nick Drake. Zwei auf ewig miteinander verbundene Namen. So sehr verbunden, dass sie der Schriftsteller Benedict Wells in seinem letzten Roman Vom Ende der Einsamkeit punktuell und wirkungsvoll integriert hat. Zwei geniale Songwriter, die beide mit Depressionen zu kämpfen hatten, viel zu früh verstarben, der Musikgeschichte indes einige formidable Werke hinterließen. Eins davon heißt Either/Or und ist das dritte Album des 1969 geborenen Elliott Smith, das 1997 erstmalig erschienen und nun in einer Remastered- und Expanded Edition auch auf Vinyl veröffentlicht worden ist. Elliott Smith zeigt sich auf Either/Or als begnadeter Lo-Fi-Singer-Songwriter-Ästhet, eine Art Indie-Underground-Folk-Ausgabe von Simon & Garfunkel und trotz seines charmant-sanften Timbres von einer dunklen Aura umgeben.

Sounds & Books_Elliott-Smith-EitherOr-Expanded-Edition-CoverDas zumeist auf akustische Gitarre und rudimentäres Schlagwerk reduzierte Instrumentarium (alles von Smith selbst eingespielt) trägt zu einer nächtlich-düsteren Atmosphäre bei. In „Ballad Of Big Nothing“ und „Pictures Of Me“ sehnt sich Elliott Smith nach mehr Pop, der auf weiteren Alben durchaus noch folgte, und man merkt, dass nicht nur ein Nick Drake, sondern auch die Beatles Einfluss auf seine musikalische Vita nahmen. „Cupid’s Trick“ flirtet gar mit dem Indie-Rock der 90er, aber Songs wie „Alameda“, „Between The Bars“, „No Name No. 5“, „Punch And Judy“ oder „Angeles“ gehören dem sinister-fragilen Indie-Folk der Marke Nick Drake. Alle Songs sind feinsinnig von Larry Crane, der auch für die Liner Notes im Klappcover verantwortlich ist, remastered worden, ein Fest für die Sinne, ein Bonmot für alle Fans und entdeckungswürdig für alle Novizen.

Die fünf bis dato unveröffentlichten Live-Aufnahmen der ersten Seite der zweiten Platte stammen vom Yo Yo A Go Go Festival 1997 in Olympia, Washington, und zeigen Elliott Smith in einer intimen Atmosphäre allein mit seiner überaus leise angeschlagenen Gitarre. Essentielle Vorträge des 2003 verstorbenen Songwriters mit „Rose Parade“ als Höhepunkt. Die Studio-Outtakes auf der zweiten Seite bieten eine Remix-Fassung von „I Don’t Think I’m Never Gonna Figure It Out“, einst B-Seite der 7-inch „Speed Trial“ sowie das wunderschöne, als Demo für Mary Lou Lord aufgenommene „I Figured You Out“ und eine von der auf XO bekannten, deutlich abweichende Version von „Bottle Up And Explode!“. Elliott Smith war ein großartiger Musiker und mit dem Album Either/Or sowie dem Nachfolger XO, der wie alle anderen Alben auch, ebenfalls neu als Vinyl vorliegt, auf dem kreativen Höhepunkt angekommen.

„Either/Or“ von Elliott Smith ist als Remastered-Expanded-Vinyl-Ausgabe am 19.05.2017 bei Universal erschienen (Beitragsbild: Paul Heartfield).

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