Joe Astray live in Hamburg – Konzertreview

Intensive 60 Minuten mit dem Hamburger Songwriter Joe Astray

Er habe immer Bock zu spielen, sagt Joe Astray zu Beginn seines Auftritts am 17.05.2017 in der Hamburger Helter Skelter-Bar. Immer Bock zu spielen zu haben, heißt, auch mal vor einem überschaubaren Publikum seine Songs zum Vortrage bringen, was in einer neuen Location in Hamburg passieren kann, richtet die Helter Skelter Bar im Generator Hostel am Hauptbahnhof erst seit zwei Monaten regelmäßig Konzerte (Sounds & Books berichtete), die fast ausschließlich gegen freien Eintritt und einer Künstlerspende zu besuchen sind. Schön altmodisch wie früher in der Hasenschaukel geht also am Ende des Gigs von Joe Astray der Hut rum.

Der im australischen Sydney geborene und seit einigen Jahren in Hamburg lebende Songwriter tingelte in seiner Anfangszeit als Straßenmusiker durch die Hansestadt, in der Zwischenzeit gibt er bundesweit bis zu 70 Konzerte im Jahr und alle Besucher seines gestrigen wissen, warum er immer Lust zu spielen hat. Joe Astray ist ein Vollblutmusiker, der leidenschaftlich immer seine 100 Prozent abruft. Sein Kapital ist seine fantastische Stimme, die er perfekt einzusetzen weiß und die in der sehr guten Abmischung in der Helter Skelter-Bar voll zum Tragen kommt. Obwohl nur mit der halbakustischen Gitarren auftretend, bei zwei Songs hilft Klaus Dünzem an der Melodica und mit Backing Vocals aus, ist Joe Astray  nicht nur Folksänger im klassischen Sinne.

Sein Metier ist auch der Rock’n’Roll, wie man ihn von Chuck Ragan bis The Gaslight Anthem kennt. Zwischen zartem Fingerpicking bis zum Schrammelrock bietet er eine ansehnliche Gitarrenbandbreite. Astrays Songs sind von Begegnungen mit Obdachlosen auf St. Pauli inspiriert („Sleepless Nights“), handeln von einem guten Freund, der auf dem Skateboard zur Welt gekommen ist („Fluff“) oder beschreiben die Schwierigkeit des Loslassens („Where Do You Want To Be“). Kurze, amüsante autobiographische Anekdoten streut der Hamburger Songwriter ebenfalls in sein Set ein und beendet den akustischen Abend mit der berührenden Ballade „Here’s Looking At You Kid“. Die dabei waren, hatten ihren Spaß in der Helter Skelter-Bar, alle anderen können Joe Astray am kommenden Dienstag, 23.05.2017, im Hamburger Molotow erleben, wenn er als Support das Konzert von The Lemonheads-Sänger Evan Dando eröffnet. Sounds & Books wünscht viel Vergnügen.

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