Tom Schilling & The Jazz Kids: Vilnius – Albumreview

Tom Schilling zwischen Nick Cave und Element Of Crime

Der bekannte und mit diversen Filmpreisen bedachte Schauspieler Tom Schilling hat mit Vilnius sein erstes Album veröffentlicht. Die Songs auf Vilnius sind in einem Zeitraum von elf Jahren entstanden, schließlich musste Schilling noch das Gitarren- und Klavierspiel lernen und auch seine Gesangsstimme finden. Die Gitarre bekam der 35-jährige Anfang des Jahrtausends von Regisseur Jan-Ole Gerster geschenkt, der auch auf die Jazz Kids aufmerksam wurde, die er unter ihrem eigentlichen Namen Major Minors während der Dreharbeiten zu „Oh Boy“ live erlebte. Man darf sich nicht in die Irre führen lassen, mit Jazz haben die Jazz Kids nicht wirklich viel am Hut, jedenfalls nicht auf dem vorliegenden Album Vilnius.

Das von Moses Schneider (Tocotronic, Olli Schulz, AnnenMayKantereit) produzierte Werk ist ein an Element Of Crime, Nick Cave sowie Bert Brecht und Kurt Weill orientierter, schwermütiger bis dramatischer Songreigen. Musikalisch und textlich („Deine Sätze sind hohl – deine Versprechen sind leer / Und schön find‘ ich dich schon seit Jahren nicht mehr“) steht Sven Regeners Band Element Of Crime für „Kein Liebeslied“ Pate. Element Of Crime der frühen 90er-Jahre, als Regener die deutschen Texte entdeckte. Und so changiert „Kein Liebeslied“ zwischen deutschem Chanson und Underground, ein bärenstarker Opener. Ein nervöses, vorwärtsgepeitschtes und überschwängliches „Genug“ folgt, bevor die dramatische Ballade „Ein Junge“ im Pathos endet.

Tom Schillings Stimme ist eine von der sanften Art, prädestiniert für ein Duett mit Annett Louisan in „Ja oder Nein“. Tom Schilling ist bekennender Nick Cave-Fan und „Ja oder Nein“ eine deutsche Antwort auf die Balladen-Duette Caves. Lädt zwar zum Feuerzeugschwenken ein, aber berührend ist der Song dann doch. Der sinistere und unergründliche Nick Cave spielt in der „Ballade von Rene“ sowie im Cinemascope-artigen „Draußen am See“ einen dominierenden Part, zwei der besten Stücke auf Schillings Debütalbum. Zu diesen zählt auch das todtraurige, mit Streichern verzierte „Schwer zu vergessen“. Tom Schillings Einstieg ins Musikgeschäft ist ein guter. Mit Vilnius sollte er sich, ähnlich wie als Schauspieler, einen großen Fankreis erschließen.

„Vilnius“ von Tom Schilling & The Jazz Kids ist am 21.04.2017 bei Embassy Of Music / Warner erschienen.

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