Das Buch zum Welttag des Buches: Warum ich lese – 40 Liebeserklärungen an die Literatur

Mit diesem Buch ist jeder Tag ein Welttag des Buches

Auf seinem Blog Novelero hat sich der Kulturwissenschaftler, Texter, Autor und Kritiker Sandro Abbate mit der Frage beschäftigt, wie er, obwohl nicht unbedingt in einem Lesehaushalt aufgewachsen, dazu gekommen ist, sich der Literatur zuzuwenden. Als neugieriger Mensch reichte er die Frage an Literaturblogger im Netz weiter, erhielt eine Vielzahl an Antworten, deren Großteil in dem Buch Warum ich lese – 40 Liebeserklärungen an die Literatur versammelt sind. 40 Bloggerinnen und Blogger, die stellvertretend für die Vielfalt der sich im Netz in Windeseile verbreitenden Literaturblogs stehen. Doch so unterschiedlich die Blogs in ihrer Entfaltung auch sind, die Leidenschaft zum Lesen verbindet alle Betreiber. Nun könnte man die Frage nach dem „Warum“ schnell in ein, zwei Sätzen abhandeln, wäre aber langweilig und keine wirkliche Erklärung.

So holen die beteiligten Bloggerinnen und Blogger weiter aus und erzählen in ihren Kurztexten über Schlüsselerlebnisse, gewähren Einblick in ihre Lesebiographie und erforschen die positiven Aspekte des Lesens. Häufig waren es bereits die von Mama oder Oma (männliche Mitmenschen spielen in diesem Zusammenhang offensichtlich eine untergeordnete Rolle) abgehaltenen Vorlesestunden im Kleinkindesalter ausreichend, um zukünftige Bloggerinnen und Blogger zum Lesen zu animieren. Sara Busch (Bibliothekarium) beispielsweise fand über den kleinen Pandabär Tao Tao den Zugang zur Literatur, die für sie, ob in Form einer trivialen Kriminalgeschichte, einer klassischen Lektüre oder eines intelligenten Gesellschaftsromans, „stets ein helles, einladendes Tor zu etwas Positivem“ darstellt.

Oder aber man erfährt neben vielen guten Lese-Gründen Details über das heimische Bücher-Sortiersystem. Fenna Wächter (Lesemanie) bevorzugt das große, nicht nach Genres getrenntes Alphabet, so dass sich in ihrem Regal „Walter Kempowski neben Stephen King, Siegfried Lenz nahe George R.R. Martin, Tolkien neben Tolstoi und Feuchtwanger und Fitzgerald ganz in der Nähe von Rebecca Gablé“ befinden. Auch eine Möglichkeit. Womit wir bei den literarischen Vorlieben der 40 sich vorstellenden Personen sind. Matthias Engels (Dingfest) fand nach kindlichem Ersteinstieg in der Pubertät durch „Brüder im Geiste“ zu Literatur zurück. Diese hießen Charles „Cal“ Trusk aus John Steinbecks Meisterwerk Jenseits von Eden sowie Salingers bekannter Titelheld Holden Caulfield aus dem nicht minder beeindruckenden Der Fänger im Roggen. Man kann jedem Leser zu dieser Lesewiedereinstiegswahl nur herzlich gratulieren, egal im welchen Alter.

Das Leseverhalten von Laurent Piechaczek (Literaturgedanken) wiederum ist von Schullektüren der Autoren Böll, Lenz, Heißenbüttel, Bobrowski, Hauptmann, Andersch und Frisch nachhaltig geprägt worden. Aus den Kurzessays gehen viele Gemeinsamkeiten und noch mehr Unterschiede auf die titelgebende Frage hervor, individuell gestaltet und immer lesenswert. Ganz am Ende des Buches können auch Sie ein Teil des Projektes werden, denn an alle Leser dieses Buch wird die Frage „Und warum liest Du?“ gestellt. Drei freie Seiten stehen für die Beantwortung stehen zur Verfügung. Warum ich lese ist eine schöne Idee, nachhaltig in Buchform verewigt. Und um Marion Raves (Schiefgelesen) Frage „Kann man sich einfach ins Bett legen und schlafen, ohne noch wenigstens zehn Minuten gelesen zu haben?“ endgültig zu beantworten (einer muss es ja tun): Nein, kann man nicht.

„Warum ich lese – 40 Liebeserklungen an die Literatur“, Homunculus-Verlag, Hrsg. Sandro Abbate, Broschur, 208 Seiten, 978-3-946120-88-9, 12,90 €.

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