Deep Purple: Infinite – Album Review

Die erneute Wiedergeburt von Deep Purple

Der Vorgänger „Now What?!“ wirkte trotz seines großen Erfolges gerade hierzulande irgendwie unentschlossen, ja orientierungslos und gehemmt. Wie hätte es auch anders sein sollen, immerhin war es das erste Deep Purple nach dem Tod von Leitfigur und Gründungsmitglied Jon Lord. Doch pünktlich zum 20. Album ihrer Karriere hat sich die Band wieder vollends erholt und ist wieder bereit, ganz oben anzugreifen. „Infinite“ ist ein stolzes, mächtiges und kraftvolles Album in typischer Deep Purple-Manier geworden.

Schon der Opener „Time For Bedlam“ überrascht mit überbordender Energie und spielerischer Klasse. Und auf dem Niveau geht es weiter. Bei „All I Got Is You“ und „One Night in Vegas“ geht dem Fan das Herz auf, denn Deep Purple haben nicht nur die Vitalität alter Tage wieder, sondern auch richtig gute Songs in petto. Und einige faustdicke Überraschungen: „The Surprising“ ist die vielleicht beste Ballade der band seit 20 Jahren und ein weiterer Beleg für die wiedergewonnene Qualität ihrer Kompositionen. Wie viel Spaß die Band im Studio hatte, kann man auch im Dokumentarfilm sehen, der Deep Purple während ihres Songwriting-Prozesses sowie bei den Albumaufnahmen gemeinsam mit Produzent Bob Ezrin im Studio begleitet.

Der Film wird einigen Editionen des erscheinenden Albums beigelegt und wird vor Veröffentlichung auf exklusiven Fan-Events weltweit gezeigt. Die Doku zeigt, dass die Band die neuen Tracks im Studio gemeinsam live einspielt. Auch das ist sicher ein Grund, warum diese Platte so frisch klingt. Vor allem das Zusammenspiel von Gitarrist Steve Morse und dem neuen Tastenmann Don Airey ist eine wahre Wonne. Und dass Ian Paice und Roger Glover eine Rhythmusgewalt sind, ist eh bekannt. Schön auch, dass Ian Gillan seine Stimme noch immer durch alle Fahrwasser seiner Emotionen dirigieren kann.

50 Jahre gibt es diese Band nun schon, 49 davon unter ihrem jetzigen Namen. Höhen und Tiefen haben sie erlebt – und sind immer wieder auferstanden. Auch „Infinite“ fühlt sich an wie eine Neugeburt. Im vergangenen Jahr wurden die Briten von Metallica-Schlagzeuger Lars Ulrich in einer vor Bewunderung nur so strotzenden Rede in die Rock’n’Roll Hall Of Fame eingeführt. Die Band spielte dabei die Klassiker „Highway Star“, „Hush“, ein Cover von Booker T.s „Green Onions“ und natürlich „Smoke On The Water“. Die Berufung in die Ahnengalerie der wichtigsten Bands war längst überfällig. Vielleicht hat sie auch diese Erfahrung zur Höchstleistung auf „Infinite“ getrieben.

„Infinite“ von Deep Purple erscheint am 07.04.2017 bei earMusic / Edel.

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Kommentare

  • <cite class="fn">Ralf Hoffmann</cite>

    Danke für den interessanten Bericht, Herr Meißner.
    Ich bin sehr gespannt auf die neue LP von Deep Purple.
    Ich finde allerdings nicht, dass ihre letzte Platte „unentschlossen“ klingt. Die Kompositionen treffen genau meinen Geschmack, selten haben Deep Purple besser geklungen.

    Musikalische Grüße
    Ralf Hoffmann

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