Bob Dylan: Triplicate – Albumreview

Dylans genussvoller American Songbook-Höhepunkt

Mit der Veröffentlichung von „Shadows In The Night“ zu Beginn des Jahres 2015 verblüffte und irritierte Bob Dylan mal wieder seine Fangemeinde. Auf dem Album waren zehn Songs des American Songbook zu finden, die einst von Frank Sinatra aufgenommen worden sind. Es war mal wieder eine der vielen Entscheidungen in Dylans Karriere, die seine Hörer in zwei Lager spaltete. Weil Bob Dylan aber diese Art Fan-Problematik noch nie interessierte (wieso auch?) und ihm das Crooner-Dasein offensichtlich viel Vergnügen bereitete, legte der aktuelle Literaturnobelpreisträger im Mai letzten Jahres mit Fallen Angels gleich das nächste Album im Stil der noch älteren Meister nach.

Nun ist es auch wieder gut, mögen viele gedacht haben, allein, es wäre nicht Bob Dylan, setzte er nicht diesem Treiben noch die Krone auf. Denn das tut der 75-jährige Songwriter aus Duluth, Minnesota, mit Triplicate. Es ist das 38. Bob Dylan-Werk insgesamt und das erste Dreifach-Studio-Album seiner Karriere. Drei Platten also mit jeweils zehn Cover-Songs und einer Lauflänge von je knapp über 30 Minuten. Den einzelnen Alben gab Dylan die Titel Till The Sun Goes Down, Devil Dolls und Comin‘ Home Late. Eingespielt hat er Tracks mit seiner bekannten Tour-Band, bestehend aus Tony Garnier am Bass, den Gitarristen Charlie Sexton und Dean Parks sowie Donnie Herron an der Steel Guitar und George Receli am Schlagzeug (lediglich Stu Kimball glänzt durch Abwesenheit) in den Capitol-Studios in Hollywood.

Alle drei Alben beginnen mit einer schmissigen, legeren und swingenden, mit Bläsern angereicherten Nummer („I Gueuss I’ll Have To Change My Plans“, „Braggin‘“, „Day In, Day Out“), bevor sich Dylan ins ganze sehnsüchtige Gefühls-Elend dieser Welt begibt. Seine ausgewählten Songs und Interpretationen sind unendlich traurig, ja, manchmal vielleicht sentimental, aber auch wahnsinnig berührend, ergreifend, andächtig und wunderschön. Zu den bekanntesten Songs auf Triplicate gehören die Klassiker „As Time Goes By“, „Sentimental Journey“, „Once Upon A Time“, „Stormy Weather“ und „These Foolish Things“. Diese Crooner-Romantik im Alter steht Bob Dylan. Die wehmütige, herzzerreißende und gar schmerzhafte Stimmung, die Dylans Stimme evoziert und von Donnie Herrons Steel Guitar eingefangen und akzentuiert wird, ist stimmig und sinnig, die  Arrangements  gewohnt edel, filigran und reduziert. Triplicate ist zweifellos der Höhepunkt von Bob Dylans Streifzug durch das American Songbook-Material.

„Triplicate“ von Bob Dylan erscheint am 31.03.2017 bei Columbia Records / Sony Music.

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