Jan Schomburg: Das Licht und die Geräusche – Roman

Starker Prosa-Einstand für Regisseur Jan Schomburg

Die Möglichkeit eines Suizides deutet Jan Schomburg bereits frühzeitig an. Auf einer Party unterhalten sich Johanna und Boris, die beiden wichtigsten Protagonisten aus Schomburgs Debütroman Das Licht und die Geräusche, über das Thema Selbstmord und diskutieren in philosophischer Natur über ein vorzeitiges Ableben. Während Boris partout kein überzeugender Grund für ein selbstbestimmtes Lebensende einfällt, führt Johanna „das Licht und die Geräusche“ als Argument auf. Johanna und Boris gehen in dieselbe Klasse und sind sehr gute Freunde. Leider aus der Sicht Johannas, denn sie ist in Boris verliebt, aber der ist mit der in Portugal lebenden Ana-Clara zusammen. Johanna und Boris verbringen häufig ihre Freizeit miteinander, haben sich fast geküsst und weshalb die beiden noch nicht zusammen sind, kann Johanna nicht wirklich nachvollziehen.

Völlig überraschend für alle Beteiligten verschwindet Boris, der bis dato als ein kluger und lebensbejahender Charakter auftrat, urplötzlich und sendet Johanna und Ana-Clara jeweils einen Abschiedsbrief aus Island. „Irgendwie sehe ich kein Licht mehr und höre keine Geräusche“, lässt Boris Johanna wissen, die gemeinsam mit Ana-Clara und Boris‘ Eltern auf Spurensuche nach Island aufbricht. Filmregisseur (Über uns das All, Vergiss mein Ich) und Drehbuchautor (Vor der Morgenröte) Jan Schomburg lässt die Geschichte aus der Ich-Perspektive Johannas erzählen, die mal staunend, mal einfühlsam über die Probleme des Erwachsenwerdens berichtet. Denn neben des privaten Beziehungsgeflechtes ist eine Klassenfahrt nach Barcelona überaus prägend für Johannas Sozialisation.

Dort wird sie Zeugin einer Machtdemonstration ihres Klassenkameraden Marcel, der den Außenseiter Timo mit Unterwerfungsbefehlen demütigt und wie einen Sklaven behandelt. Eine ganz starke Passage dieses in sehr kurze, wie Film-Cuts funktionierende, Kapitel eingeteilten Romans, denn auch Johanna erfährt die Manipulationsstärke Marcels am eigenen Leib. Die Island-Fahrt birgt für Johanna eine weitere überraschende Lebensanekdote auf dem schwierigen Weg der Adoleszenz. Man muss Jan Schomburg großen Dank zollen, in seiner sprachlichen Gestaltung Johanna keinen zwanghaften Coolnessfaktor aufgelegt zu haben. Ihre Ausführungen wirken natürlich, fast beiläufig und trotzdem einfühlsam und intensiv. Eine Jugendsprache, die auch Erwachsene zu faszinieren vermag. Für Jan Schomburg ein klasse Einstand in die Literaturbranche.

Jan Schomburg; „Das Licht und die Geräusche“, dtv, Hardcover, 256 Seiten, 978-3-423-28108-9, 20 €.

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