Ice Cube: The Predator – Vinyl-Album Review

The Predator von Ice Cube hat den Test der Zeit bestanden

Als „The Predator“ Ende 1992 erschien, brannte es lichterloh in Los Angeles. Weiße Polizisten machten Jagd auf Schwarze und auch die Gang-Fights endeten oft blutig. Ice Cube, der damals als der härteste Rapper der Welt galt, bemängelte die Gleichgültigkeit, mit der die Öffentlichkeit und die Medien diesem Phänomen begegneten. Auf „The Predator“ schilderte er deshalb in aller Ausführlichkeit den Alltag im Bürgerkriegsgebiet und erfand damit quasi den „Reality Rap“. Von Musikjournalisten wurde er damals als „der schwarze Bob Dylan“ bezeichnet. Was Humbug ist, aber seinen damaligen Stellenwert gut ausdrückt. 25 Jahre später hat sich an den Verhältnissen nur wenig geändert.

Noch immer werden Schwarze von Polizisten ermordet, noch immer gibt es Rassismus und Ressentiments. Nicht nur deshalb klingt „The Predator“ auch 2017 noch erstaunlich frisch. Auch wenn sich das Hip Hop-Rad spürbar weitergedreht hat, haben viele der insgesamt 16 Titel auf diesem Album noch heute einen bemerkenswerten Punch. Das liegt auch an den sauber arrangierten Tracks. Den klassischen Westcoast-Hip-Hop mischen Ice Cube und sein Produzententeam mit Elementen des P. Funk und des Soul. Samples von Parliament, den Ohio Brothers und den Isley Brothers (auf der Über-Single „It Was A Good Day“) geben den Tracks eine zeitlose Qualität. Hinzu kommt eine Produktion, die anders als andere Hip-Hop-Releases aus dieser Ära, auch für die Höhen sensibilisiert ist.

Gut hören kann man das am Einsatz der Bläser auf „Dirty Mack“ oder „Now I Gotta Wet’Cha“. Auch der trockene Dope-Beat auf der House Of Pain-Reminiszenz „Gangsta’s Fairytale Part 2“ ist eine Blaupause für viele nachfolgende Künstler. Besonders erstaunlich ist diese Platte, wenn man sich klarmacht, dass Ice Cube erst wenige Monate zuvor mit „Death Certificate“ ein aus heutiger Sicht in Sound und Habitus gänzlich überholtes Album veröffentlichte. „The Predator“ dagegen hat den Test der Zeit bestanden. Das Reissue im Rahmen der „Back to Black“-Serie kommt bei Priority Records in 180g-Heavy Vinyl daher. Im Sound sauber restauriert, ohne den Charakter zu verfremden, ist diese Neuauflage eine würdige Ehrung eines modernen Klassikers zum Silberhochzeits-Jubiläum.

„The Predator“ von Ice Cube ist als Vinyl am 27.01.2017 bei Priority Records / Universal Music erschienen.

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