UB40 live in Hamburg – Konzertreview

Der UB40-Triumphzug am 31.01.2017 in der Hamburger Markthalle

Als „Signing Off“ im August 1980 erschien, war es eine kleine Sensation. Ska-Bands, die Punk mit Offbeat vermählten, hat es da schon einige gegeben, eine lupenreine Reggae-Band aber nicht. Nicht nur deshalb machte die Band aus Birmingham schnell von sich reden. Es waren vor allem Kompositionen wie „King“, „Burden of Shame“, „Food For Thought“, die erste Single, die es je ohne einen Majorvertrag in die Top Ten der Charts schaffte, oder „Little By Little“, die Kritiker begeisterten. Hinzu kamen Texte, die soziale Themen wie Rassismus und Arbeitslosigkeit behandelten. Der Bandname steht für ein damals gebräuchliches Formular zur Anmeldung der Arbeitslosigkeit (Unemployment Benefit, Form 40, kurz UB40). Ein solches Formular ist auch auf dem Cover des Debüts zu sehen.

Bei ihrer aktuellen Tour hat sich die Band dazu entscheiden, ihrem Erstling zu huldigen – und zunächst das gesamte Album zu spielen, bevor sie das vom Publikum geforderte Best Of-Programm der späteren Jahre folgen lässt. Hohe Ambitionen, an denen die Band fast zu scheitern droht. Obwohl sie konzentriert und fokussiert zu Werke geht und den Geist des Frühwerks auch größtenteils wachzuküssen vermag, springt der Funke nicht voll über. Das Problem: Frontmann Duncan Campbell, der 2008 seinen Bruder Ali ersetzt, hat nicht dieselbe Bühnenpräsenz und singt auch einfach nicht so gut wie dieser. Dafür glänzt die Band mit der ihr typischen Präzision und Leichtigkeit. Bassist Earl Falconer und Percussionist Norman Lamount Hassan verdienen sich Extra-Applaus, genauso wie die dreiköpfige Brass-Section.

Im zweiten Teil des Sets packen UB40 dann zahlreiche Hits ihrer Karriere aus. Und die Leichtigkeit kehrt endlich ein. „Here I Am (Come And Take Me), „Cherry Oh Baby“, „I’ll Be Your Baby Tonight“, „One In Ten“, „Just Another Girl“,  und natürlich die unvermeidlichen „Kingston Town“ und „Red Red Wine“. Und hier wird endgültig klar, warum UB40 als eine der besten Live-Bands ihres Genres gelten. Der Druck, die Intensität und die Freude, die diese Jungs noch immer entfachen können, sind bemerkenswert. Die bis auf den letzten Platz ausverkaufte Hamburger Markthalle gleicht da bereits einer ausgelassenen Party. Und so wurde der Abend, der zu Beginn noch an seiner eigenen Anspruchshaltung zu scheitern drohte, am Ende doch noch ein Triumphzug. (Beitragsbild Jason Joyce)

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