Cherry Glazerr: Apocalipstick – Album Review

Das Trio aus Los Angeles hebt den Indie-Alternative-Rock auf die nächste Stufe

von Gérard Otremba

Sie ist erst 19 Jahre jung, hinterlässt aber mit dem zweiten Cherry Glazerr-Album Apocalipstick ein gewaltiges Statement im Indie-Rock-Pop.  Vor vier Jahren gründete Sängerin, Gitarristin und Songwriterin Clementine Creevy die Band Cherry Glazerr, die Ursprungsmitglieder Hannah Uribe und Sean Redman verließen die Gruppe jedoch bereits nach dem Debütalbum Haxel Princess. An den Drums sitzt nun Tabor Allen, außerdem komplettiert Multi-Instrumentalistin Sasami Ashworth das Trio. Die Nähe zu Riot Grrrl-Bewegung ist der Formation aus Los Angeles nicht abzusprechen, doch gehört der Indie-Pop-Glamour-Faktor für Clementine Creevy nicht minder zur verstärkten Ausdrucksform.

In „Lucid Dreams“ beispielsweise stehen Cherry Glazerr dem  Girl-Pop der Haim-Damen deutlich näher als dem Alternative-Rock der Kolleginnen von Sleater-Kinney. Als gar lieblich darf hier der Gesang von Clementine Creevy bezeichnet werden, was immer mal wieder auf Apocalipstik der Fall ist. Den Opener „Told You I’d Be With The Guys“ schreit uns Creevy in den Rabaukenteilen des Songs wütend entgegen, in den einschmeichelnden Passagen träumt sie uns in den siebten Indie-Pop-Himmel. „Trash People“ hingegen groovt sich mühelos in jede ernst zu nehmende Indie-Disco, während der catchy Indie-Pop in „Moon Dust“ immer wieder von infernalischen Alternative-Rock-Stürmen hinweggefegt wird.

„Humble Pro“ präsentiert sich als ausgelassener Punk-Rock mit Pop-Charme und mit „Nuclear Bomb“ gelingt Clementine Creevy der originelle Spagat zwischen dem engelsgleichen Pop einer Heather Nova und der Aufmüpfigkeit einer Liz Phair. Der Feminismus der Clementine Creevy obliegt also nicht nur der Aggressivität der Riot Grrrl-Bewegung, sondern raspelt auch schon mal Süßholz. So geht „Sip O‘ Poison“ in einem brachialen Orkan unter und „Instagratification“ findet in seinem Sturm auf die Bastille plötzlich einen gemütlichen Platz zum Ausruhen im Auenland. Cherry Glazerr heben mit Apocalipstick den Indie-Alternative-Rock auf die nächste Stufe.

„Apocalipstick“ von Cherry Glazerr ist am 20.01.2017 bei Secretly Canadian / Cargo Records.

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