Linda Rum und Consolers live in Hamburg – Konzertreview

Die erste Kellerhertz-Ausgabe 2017 im Hamburger Birdland

Text und Fotos von Gérard Otremba

Die seit wenigen Monaten in Hamburg wohnende  Songwriterin Linda Rum mit Band sowie die Hannoveraner Formation Consolers waren am 06.01.2017 die ersten Gäste der Kellerhertz – Konzerte mit Mitschnitt-Reihe im Hamburger Birdland des neuen Jahres 2017. Es ist bitterkalt in der großen Hansestadt an der Elbe und das Verlangen nach Wärme, Sonne, Strand und Meer allgegenwärtig. Auch bei Sänger und Gitarrist Florian Hofer, der sich mit seiner Band Consolers eben dorthin wünscht, wie er unumwunden vor dem letzten Song des Gigs im Birdland zugibt. Der heißt nicht ganz von ungefähr „Waves“ und verströmt wie so viele Consolers-Stücke das Fluidum sonnendurchfluteter und melodischer Indie-Pop-Arrangements. Es breitet sich ein zarter hippiesker California-Sixties-Touch (denn der Strand Kaliforniens sollte es dann bitte schon sein), gepaart mit der Eleganz des Swinging London der Mitt-Sechziger-Jahre in den Songs der zum Quartett gewachsenen Band.

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Neben Sänger und Gitarrist Florian Hofer, Bassist Till Schomburg und Schlagzeuger Albrecht Bibas gehört nun auch Keyboarder und Gitarrist Phil Nemeth (sonst bei Leon Francis Farrow zu hören) zur Gruppe. Consolers bieten dem Publikum im Birdland diverse ohrwurmträchtige Songs an. Ob das mit sanften Wah-Wah-Gitarren angereicherte „Harry“, das mit „Uuh-Uuh“-Gesängen versehene „Past“ (übrigens, „Uuh-Uuh“-Gesänge gewinnen im Kontext des an den Sixties orientiertem Pop-Rock immer), die mit harmoniesüchtigen Backing Vocals belegten „Ghost“ (wird bestimmt noch ein Hit) und „Waves“ sowie das mit einer ungeheuren Lässigkeit bedachte „Fundays“, sie alle haben die nötige Catchyness, um durchzustarten. Wenn schon kein warmer Strand weit und breit, dann wenigstens der richtige Soundtrack dafür. Consolers bieten ihn. Und das Debütalbum soll dieses Jahr erscheinen.

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Beim Hamburger Popkurs hat Songwriterin Linda Rum ihre fünfköpfige Begleitband gefunden. Sie selbst ist in Nürnberg aufgewachsen und erst seit September letzten Jahres in Hamburg beheimatet. Sie vermisse das rollende „R“, sagt die junge Musikerin beim Kellerhertz-Kurzinterview vor dem Auftritt im Birdland. Aber mit ihrer Band habe sie Freunde gefunden, mit denen sie Musik machen und happy sein könne. Diese ansteckende Fröhlichkeit überträgt Linda Rum auf das anschließende Konzert. So schüchtern sie sich bei Ansagen gibt, so ausgelassen präsentiert sie ihre Songs. Wie ein Wildfang klatscht, springt, tanzt und stampft sie zu ihren Folk-Pop-Songs, die von Cellistin Rabea  Bollmann, Gitarrist Timo Xanke, Bassist und Keyboarder Lars Knoblauch, Gitarrist und Keyboarder Matthias Koschnitzke und Schlagzeuger Burkard Ruppaner kongenial umgesetzt werden.

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Linda Rums Stimme ähnelt der von Amy MacDonald und auch die Arrangements sind teilweise durchaus mit der der schottischen Pop-Größe vergleichbar, wie das eingängige, mainstreamradiotaugliche „Mary“ beweist. Nicht nur beim „Seefahrerlied“ scheint der Bezug Linda Rums zu See und Wind ausgeprägt zu sein. Häufig assoziieren ihre Songs ruhiges Meer, aufbrausenden Sturm und hohen Wellengang. Das wunderbare „Vampires“ beispielsweise beginnt wie ein anmutig dahingleitendes Segelschiff, das schon bald gegen schweren Seegang zu kämpfen hat, bevor es am Ende wieder ruhiges Fahrwasser erreicht. Linda Rum und ihre Band beherrschen aber auch den Pop mit der großen Geste, wenn sich beim abschließenden „Old & Wise“ ausuferndes  Pathos und herrlicher Pomp kreuzen und zu einer schmetternden Hymne vereinen. Die Zugabe „Your Home Can Be Anywhere“ spielt das Sextett vor der Bühne, rein akustisch in Straßenmusikermanier. Kommt zu Recht so gut an wie das gesamte Konzert und bildet einen schönen Abschluss des gelungenen Konzertabends im Birdland. Das Debütalbum von Linda Rum ist in Planung. Die Kellerhertz-Reihe mach im Februar Pause und ist am 03.03 mit der Reggae-Rap-Band Passepartout und der Berliner Songwriterin Flinte wieder im Birdland.

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