Robbie Williams: The Heavy Entertainment Show – Album Review

Die Berg- und Talfahrt des Robbie Williams

Dass Robbie Williams nicht als größter Sänger oder Songschreiber in die Pop-Geschichte eingehen wird, dürfte klar sein. Seinen Ruhm verdankt er vor allem seiner Fähigkeit, zu unterhalten. Und als Entertainer hatte er ein ganzes Jahrzehnt in seiner Hand. Bis zwei schwächere Alben seinen Höhenflug beendeten und er sich in eine Babypause flüchtete. In der hat sich der inzwischen 42-Jährige nicht nur um den Nachwuchs gekümmert, sondern auch um seine Gesundheit. Wieder bei Kräften, will er nun mit dem neuen Album zurück auf den Pop-Olymp. Und es lässt sich gut an. Der eröffnende Titelsong ist großes Kino in bester Baz Luhrmann-Manier – grell, bunt und vollgestopft mit größenwahnsinnigen Ideen und einem Schuss Selbstironie. So soll Pop sein.

Leider aber hält das Album dieses Niveau nicht. Die weiteren zehn Titel der Platte ähneln eher einer Berg- und Talfahrt. Positiv ist die hohe Vielseitigkeit seiner Musik. Williams probiert sich quer durch die Genres aus, wechselt von Britpop, über Timbaland-Sounds zu Glamrock und Powerballaden. Das Hauptproblem ist, dass ihm diesmal kein großer Hit gelungen ist. Zu den besseren Songs zählen neben dem Opener zum Beispiel auch „Bruce Lee“, ein Hybrid aus Bryan Ferrys „Let’s Stick Together“ und „Get It On“ von T. Rex. „David’s Song“ ist die beste Ballade des Albums. Williams zeigt sich hier uneitel und reif. Richtig gut wird es dann in „Pretty Woman“, ein perkussiver Club-Track mit mitreißendem Refrain. Auch „Sensitive“, das sich bei Timbaland und Daft Punk bedient, ist gute Unterhaltung.

Ein paar Totalausfälle sind auch dabei. Der Vorab-Single „Party Like A Russian“, „Mixed Signals“ und „Motherfucker“ ist selbst unter Pop-Maßstäben nichts abzugewinnen. „Love My Life“, dessen Pianofigur an das große „Feel“ erinnert, versinkt im Refrain in weichgespülten Plattitüden und musikalischer Vorhersehbarkeit. Dass am Ende der Platte, nach dem Schlussakkord von „Sensational“ künstlicher Applaus eingespielt wird, ist Beleg gleichermaßen für den Humor und den Größenwahn des Robbie Williams. „The Heavy Entertainment Show“ wird ihrem Namen aber nicht immer gerecht. Mit ihrem auffälligen Stilmix zielt die Platte zu offensichtlich darauf ab, möglichst vielen Hörern zu gefallen. Für eine Rückkehr auf den Pop-Olymp ist dies aber vermutlich zu wenig.

„The Heavy Entertainment Show“ von Robbie Williams ist am 04.11.2016 bei Columbia Records / Sony Music erschienen.

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