Warpaint: Heads Up – Album Review

Auch auf Heads Up sind Warpaint immer noch kreativ, innovativ und außergewöhnlich

von Gérard Otremba

Mit „Disco/Very“ hatten Warpaint auf ihrem letzten, selbstbetitelten Album bereits einen unverschämt groovigen, in die Tanzclubs drängenden Song, der sich von der tristen Soundlandschaft ihres Zweitwerks deutlich abhob. Auf Heads Up, dem dritten Longplayer haben Emily Kokal, Theresa Wayman, Jenny Lee Lindbergh und Stella Mozgawa mit „New Song“ ebenfalls einen groovy Disco-Kracher auf Lager, der mit so viel Pop-Appeal geschmückt ist, wie man ihn sich bei Warpaint stärker ausgeprägt und zugänglicher kaum vorstellen kann. Überhaupt scheint jemand die Vorhänge einen Spaltbreit aufgezogen und Warpaint den Zugang zur Sonne ermöglicht zu haben.

Natürlich beherrscht weiterhin eine betont hypnotische Atmosphäre die Kompositionen des Quartetts aus Los Angeles, allein es weicht das bekannt Sinistere immer wieder Dream-Pop-artigen Passagen. Und selbstverständlich wabert, fiept, klopft und pulsiert es immer noch in Warpaints kaum einzuordnenden, sehr trickreich arrangierten Songs. Wie im sechsminütigen „So Good“, das zwar im Dance-Modus stampft, aber auch New Wave-Gitarren mit geheimnisvollen Gesangsspuren verbindet. Disco, Elektronica, Indie-Pop, bei Warpaint immer eine faszinierende Mixtur. Auffallend die vielen klaren, gar lieblichen Gitarrenparts, selbst im sonst leicht verstörend-schwankenden Opener „Whiteout“, oder im basslastigen und flotten Titelsong „Heads Up“ greifen die Damen auf den charakteristischen Dream-Pop-Effekt zurück. Dorthin begibt sich ohne Umschweife das schwebende „The Stall“, während „Don’t Let Go“ die dramatische Variante des Dream-Pop erfährt, aber trotz Störgeräusche von den fast sphärischen Gesängen dominiert wird.

Geschmeidig, melodiös, melancholisch und in weit entlegene Galaxien stößt das traumhafte „Above Control“ vor, während „By Your Side“ sich alptraumhaft und mysteriös aus der Nacht erhebt. „Don’t Wanna“ schleicht sich schlaftrunken, aber ungemein verführerisch ins Bewußtsein des Hörers, „Dre“ hingegen hebt herrlich ab, glockenhelle, sirenenhafte Stimmen, die sich gegen kalte und unheimliche Beats durchzusetzen versuchen. Mit dem innigen, schaurig-schönen Indie-Folk-Stück „Today Dear“ (gezupfte akustische Gitarre, ätherischer Gesang, stimmige Atmosphäre) endet Heads Up. Ein Album, mit dem Warpaint einmal mehr ihre Klasse, Kreativität, Innovationsfähigkeit und außergewöhnliche Stellung im Rock-Pop-Zirkus unter Beweis stellen.

„Heads Up“ von Warpaint ist am 23.09.2016 bei  Rough Trade / Beggars erschienen.

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