The Beatles: Live At The Hollywood Bowl – Album Review

Die Beatlemania auf dem Höhepunkt

von Gérard Otremba

Als „Zuspätgeborener“, der im zarten Alter von dreizehn, vierzehn Jahren die Musik der Beatles kennen, schätzen und lieben lernte (da war John Lennon bereits drei Jahre tot), bereute man immer, The Beatles nie live erlebt zu haben. Immerhin reichte es später zu zwei Paul McCartney-Konzerten, und der ließ sich bekanntlich nicht lumpen und spielte viele seiner für die beste Band aller Zeiten komponierten Songs und man war mit sich im Reinen, glücklich und zufrieden. Nun weiß man aus unzähligen Artikeln und Büchern, wie es damals zuging auf den Konzerten während der Hochphase der Beatlemania, Mitte der 60er. Die Schreie der Mädchen und jungen Frauen waren so laut, dass sie die Musik von John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr schlicht und ergreifend übertönten.

Auch in den Jahren 1964/65, als die Fab Four Amerika im Sturm eroberten und in der Hollywood Bowl in Los Angeles gastierten. Auf den nun vorliegenden, von Giles Martin (Sohn des legendären Beatles-Produzenten George Martin) bearbeiteten Aufnahmen von The Beatles Live At The Hollywood Bowl ist das Liverpooler Quartett tatsächlich im Vordergrund zu hören und das wahnsinnige Gekreische nicht zurechnungsfähiger Mädels rückt nach hinten. Das ist aber immer noch infernalisch und laut genug, und wahrscheinlich hätte es einem damals den Spaß ganz fürchterlich verdorben. Man muss schon den Hut vor den Beatles ziehen, die mit einer viel zu leisen Anlage gegen die Lautstärke der ausgeflippten Meute anspielten und Rock’n’Roll und Pop zelebrierten. Ob „Twist And Shout“, „Dizzy Miss Lizzy“, „Long Tall Sally“, „Ticket To Ride“, „Can’t Buy Me Love“ oder „Roll Over Beethoven“, die Beatles waren nicht minder ausgelassen, als ihre hysterischen weiblichen Fans. Rein musikalisch gesehen.

Es muss schon irre gewesen sein. Fast jede Ansage von John Lennon und Paul McCartney geht in einem wüsten Lärmorkan unter, egal, was die beiden so von sich geben. Applaus gab es scheinbar keinen, dabei hätten die Hits-Darbietungen „A Hard Day’s Night“, „Help!“, „All My Loving“ und „She Loves You“ genau den verdient. Ebenso die Bonus-Tracks (eine erste Veröffentlichung erschien bereits 1977) „You Can’t Do That“, „I Want To Hold Your Hand“, „Everybody’s Trying To Be My Baby“ und „Baby’s In Black“. So ist The Beatles Live At The Hollywood Bowl ein wichtiges Dokument, das von der Magie der Beatles und ihrer Folgen zeugt. Und natürlich wäre man gerne dabei gewesen, egal in welcher Stadt.

„The Beatles Live At The Hollywood Bowl“ von The Beatles ist am 09.09.2016 bei Apple Records / Universal Music.

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