Abay: Everything’s Amazing And Nobody Is Happy – Album Review

Die ungleiche Verbindung

von Christin Feldmann

Was passiert, wenn man die Bands Juli und Blackmail mischt? Man bekommt: Abay.  „Unmögliche Zusammenstellung von Musikstilen“, urteilt der Kritiker. Rausgekommen ist aber ein durchaus hörbares Debütalbum mit dem langen Namen Everything’s Amazing And Nobody Is Happy der beiden Jungs Aydo Abay (ehemaliger Sänger und Gründungsmitglied von Blackmail), und Jonas Pfetzing (Gitarrist von Juli). Das Projekt Abay der beiden verschiedenen Künstler ging bereits 2014 mit der EP Blank Sheets an den Start, und Abay sollten in diesem Kontext so manchen Madsen-Fan bei Konzerten als Support Act aufgefallen sein. Wie klingt nun diese ungleiche Truppe?

Everything’s Amazing and Nobody Is Happy ist wortgewaltig und zeigt mit 10 Songs, dass deutsche Indie-Musik mit englischen Texten durchaus hörbar ist. Das Duo spielt übrigens nicht allein, sondern hat mit Chris Stiller (Keys), Ole Fries (Bass) und Johannes Juschzack (Drums) noch eine komplette Band an ihrer Seite. Dieses Quintett nun kombiniert bei ihren Stücken Klavier und eingängige Drums mit zum Teil düsteren Gitarrenriffs, die in einigen Passagen stark an Blackmails erste Alben erinnern. Auch zarte Vergleiche mit Muse kann man in so mancher Komposition zeitweise ziehen und das ist ja sicher erstmal nicht der schlechteste Start. Dass die Mitglieder der Band keine ganz unbekannten Newcomer im Musikgeschäft sind, zeigen sie dann auch mit dem Video zur ersten Singleauskopplung „1997 (EXIT A)“ von Everything’s Amazing And Nobody Is Happy mit prominenter Besetzung in Person von Tatort-Kommissar Axel Prahl (und bei Sounds & Books bereits zum Song des Tages gekürt, die Redaktion).

Das Album klingt insgesamt aber eben auch zum Teil etwas gleichförmig, zu glatt produziert und wenig facettenreich. Trotz reinen Instrumentalstücken wie „1999 (Exit B)“, oder Klavierarrangements, wie „The Queen Is Dead“ oder „A Boat“, ist Everything’s Amazing And Nobody Is Happy eher ein Platte zum gepflegten Chillen am See, als für die große Rockbühne. „Fen Fire“ und „Different Beds“ sind im Gesamtwerk noch die stärksten und rockigsten Stücke der Scheibe und musikalisch sicher hervorzuheben. Vergleiche von Abay und Blackmail sind aufgrund Aydo Abays Vergangenheit zwar irgendwie noch zulässig, dennoch schlägt Everything’s Amazing And Nobody Is Happy schon ruhigere Töne an, die vielleicht im Gegensatz zu Blackmail nicht ganz so rockig und eher etwas mainstreamig daherkommen.

Gewollte Abgrenzung von früheren, musikalischen Projekten? Jein. „Ich hatte ewig keine Lust auf die Vergangenheit, aber jetzt habe ich meinen Frieden mit ihr geschlossen“ sagte Aydo Abay neulich im Focus-Interview auf Blackmail angesprochen. Und so nennen Abay selbst die Kreation des Albums zukunftsweisend „Post-Pop und unterstreichen dieses Wortspiel noch mit einem Cover, das an Andy Warhols Pop-Art-Kunst-Motive angelehnt ist. Das Album ist trotz Schwächen und dem Gefühl, dass die Jungs irgendwie nicht ganz aus sich herauskommen, durchaus eine Empfehlung wert und ordnet sich somit in die Riege für die besten Newcomer 2016 ein. Abay sind übrigens ab September auf Deutschlands Bühnen zu bewundern.

„Everything’s Amazing And Nobody Is Happy“ von Abay ist am 12.8.2016 bei Unter Schafen Records /Alive erschienen.

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