Wolf Alice live in Hamburg – Konzertreview

Sechzig Minuten lauter und wüster Alternative-Rock mit Punk-Attitüde

Text und Fotos von Gérard Otremba

Lange mussten die Hamburger Wolf Alice-Fans auf das Konzert warten. Aufgrund von diversen Verpflichtungen war das Londoner Quartett ständig gezwungen, seine Deutschland-Termine zu verschieben. Doch nun endlich, über ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums My Love Is Cool, stehen Sängerin und Gitarristin Ellie Rowsell, Gitarrist Joff Oddie, Bassist Theo Ellis und Schlagzeuger Joel Amey am 28.08.2016 tatsächlich auf der Bühne des Knust.

kWolf Alice 01 2016

Auch das Albumdebüt A Dream Outside ihrer Londoner Kollegen von Gengahr, die den Support an diesem Abend bestreiten und fast wie ein Hauptact abgefeiert werden, liegt mittlerweile ein Jahr zurück, so daß Felix Bushe (Gesang, Gitarre), John Victor (Gitarre), Hugh Schulte (Bass) und Danny Ward (Drums) bereits ein paar neue Songs aus dem geplanten zweiten Album ins Live-Repertoire ihres Gigs im Knust einstreuen. Den Sixties-Pop mit Mitteln des Indie-Rock transportieren Gengahr nach wie vor und klingen dabei wie eine quietschfidele Mischung aus Lawrence Arabia und Mercury Rev, wie „Heroine“, „She’s A Witch“ oder „Fill My Gums With Blood“ auch im Knust beweisen.

Gengahr 2016

Vor einigen Jahren von Ellie Rowsell und Joff Oddie als Duo mit Folk-Hintergrund gegründet, sind von diesem Ansatz bei Wolfe Alice noch Spurenelemente vorhanden, auf die man 50 Minuten wartet. Dann nämlich beginnt der Zugabenteil mit dem herrlich entrückten „Turn To Dust“, Rowsells Gesang wahrlich feenhaft und verzaubernd. Ähnlich ätherisch singt sie im anschließenden „Blush“, das jedoch naturgemäß im wüsten Alternative-Rock endet, der beim Wolf Alice-Konzert im Knust dominiert.

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In „Bros“, an vierter Stelle der Setlist stehend, dem vielleicht schönsten von Wolf Alice bis dato komponierten Stück, schlummert noch eine British-Folk-Atmosphäre, doch wandeln Rowsell und ihre Mitmusiker das Lied zu einem Dream-Pop-Song im Rock-Format um. Ansonsten wählen Wolf Alice während ihres einstündigen Auftritts die härtere Gangart und reihen eine Alternative-Grunge-Hymne an die nächste. Joff Oddie schickt dann regelmäßig überbordende und mit allerlei Effekten ausgestattete Gitarrengewitter in den Saal, so daß ein Song wie „Lisbon“, der ja durchaus Indie-Pop-Charme besitzt, mit brachial-wüsten Ausbrüchen aufwartet, live bis zur exzessiven Exzentrik getrieben. Was für „You’re A Germ“ nicht minder gilt.

kWolf Alice 03 2016

Und so donnern sich Wolfe Alice hymnisch durch die Songs von My Love Is Cool, von seltenen ruhigen Momenten wie dem von Drummer Joel Amey gesungenen „Swallowtail“ mal abgesehen. Doch „Fluffy“ und „She“ rocken wieder mit aller Macht, getrieben von einer unverwüstlichen Punk-Attitüde, vollendet im Grunge und Alternative-Rock der heutigen Zeit. Mit der infernalischen letzten Zugabe „Giant Peach“ (eine Art „Smells Like Teen Spirit“ für die Jahrgänge 1996-2000) verabschieden sich Wolf Alice leider auch wieder. Auf ein baldiges Widersehen möchte man ihnen hinterher rufen.

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