The Rifles: Big Life – Album Review

Feiner Gitarren-Indie-Pop-Rock der britischen Schule

von Gérard Otremba

Sie konnten sich nicht für elf oder zwölf Songs entscheiden, erklärt sich Lead-Sänger, Gitarrist und Songwriter Joel Stoker via Pressemitteilung. Und so ist Big Life, das neue Werk der Londoner Indie-Pop-Rock-Band The Rifles, dann konsequenterweise ein Doppelalbum mit insgesamt 18 Songs geworden. Nun könnte man die Befürchtung hegen, The Rifles hätten sich da zu viel zugemutet. Doch erfreulicherweise hält das Quartett die Spannung mit guten Songs bis zum Schluß hoch. Bei diesem Überangebot an catchy Melodien, verzückenden Harmonien und großen Hooks, fühlt man sich schnell in die Hochphase des Britpop zurückversetzt und möchte sofort seine Smiths- und Oasis-CDs aus dem Regal holen und in  Dauerschleife hören.

Natürlich sind The Rifles nur die kleinen Brüder im Geiste, doch gehen sie ihre Sache auf Big Life mit viel Chuzpe an. Das lieblich-perlende Gitarrenintro im Opener „Groundhog Day“ verspricht das, was der himmlische Refrain-Chorus einlöst: Feinster Gitarrenpop, der gar den Teenage Fanclub in Erinnerung ruft. „Radio Nowhere“ galoppiert sich schön nach vorne, wird jedoch vom großartigen „Turtle Dove“ getoppt, das beschwingt alle Vorzüge des englischen Gitarren-Pop vereint. Mit funky Ska-Anleihen versehen wird der Franz Ferdinand-New Wave von „Numero Uno“ und „Caught In The Summer Rain“ ist wahrlich einer der verheißungsvollsten Sunshine-Pop-Rock-Songs des Jahres. Das sind dann schon mal fünf absolut hörenswerte Songs, die The Rifles an den Anfang von Big Life stellen.

Groß geht es im Rifles-Leben aber auch weiter, denn „Wall Around Your Heart“ schielt mit seinem überbordenden Refrain zum Stadionrock. Daß „Victoria“ zum pathetischen Schmachtfetzen avanciert, geschenkt, denn es ist ein überaus gefälliger und im anschließenden „Johnny Was A Friend Of Mine“ atmen The Rifles den Geist der 60er. Die Highlights sind auf der zweiten CD zwar etwas rarer gesät, doch können das verspielt-melancholische „Motorway“, das kantige „Misunderstood“, das legere und verträumte „Time In Hand“, das fluffige und melodiegetränkte „Never Been That Close“ sowie das aufgekratzte „Heavy Weather“ das Niveau der ersten Platte locker halten. Und das reicht dann auch, um als ein vernünftiges Doppel-Album durchzugehen.

„Big Life“ von The Rifles ist am 19.08.2016 bei Cooking Vinyl / Sony Music erschienen.

 

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