Kurz und gut: Reviews zu Mick Harvey, Júníus Meyvant und Peter Bjorn and John

Extravagantes, Überraschendes und Dancefloorlastiges  

von Gérard Otremba

Bereits vor 20 Jahren hat sich Mick Harvey mit den Alben „Intoxicated Man“ und „Pink Elephants“ an die Übertragung des Werkes von Serge Gainsbourg ins Englische gewagt. Der langjährige Gitarrist von Nick Caves Bad Seeds scheint auch wie prädestiniert dazu zu sein, die schrulligen Chanson-Pop-Kompositionen des exzentrischen  Franzosen zu interpretieren und ihnen gerecht zu werden. Die zwölf Songs auf Delirium Tremens, in Melbourne und Berlin aufgenommen, klingen bei Mick Harvey natürlich noch abgefahrener als im Original. kMickHarvey_DeliriumTremens_coverZu den Höhepunkten zählen das schaurige und düstere „I Envisage“, die beiden traumhaft schönen, verträumt-romantischen, mit Streichern veredelten Duette mit Xanthe Waite („A Day Like Any Other“, „Don‘t Say A Thing“), der straighte Indie-Rocker „A Violent Poison (That’s What Love Is)“ und das elegische, mit Harvey Ehefrau Katy Beale eingesungene „The Decadance“. Ein abwechslungsreiches, Lust auf die Originale machendes Album ist Delirium Tremens geworden.

„Delirium Tremens“ von Mick Harvey ist am 24.06.2016 bei Mute / GoodToGo erschienen.

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Júníus Meyvant: Floating Harmonies

Eigentlich heißt Júníus Meyvant ja Unnar Gísli Sigurmundsson. Doch natürlich ist es eine gute Idee, sich als Isländer einen Künstlernamen zuzulegen, kann sich außerhalb der atlantischen Insel sonst niemand merken. Zwar nicht ganz so griffig und prägnant wie Björk, doch lässt Júníus Meyvant auf Floating Harmonies keinen Zweifel an seinem musikalischen Talent aufkommen. Und das zählt schließlich. Den Namen Júníus Meyvant werden wir uns merken müssen. Mit viel Aplomb und überschwänglichen Bläsersätzen beginnt das Album („Be A Man“, „Beat Silent Need“), bevor in „Color Decay“ Eleganz und Anmut übernehmen und in „Neon Experience“ ein grandioser Seventies-Soul- und R&B das nächste Glanzstück setzt. Die schimmernde Orgel, die markanten Vocals, Streicher. Bläser, Percussion, alles sitzt und hat seinen festen Platz. Einer der Songs des Jahres. Zauberhaften Folk („Domestic Grace Man“, „Pearl In Sandbox“) und harmonischen Folk-Pop („Gold Laces“) beherrscht Meyvant ebenfalls. kJunius-Meyvant-Floating-HarmoniesManchmal frönt der Isländer zwar auch einigen freaky Manierismen („Signals“, „Floating Harmonies“), doch macht das ihn und sein Album Floating Harmonies umso sympathischer. Und mit „Manos“ hat er dann noch so einen siebenminütigen Wundersong am Start, der sich langsam einschmeichelt und mit der großen Geste endet. Ein bemerkenswertes Debütalbum.

„Floating Harmonies“ von Júníus Meyvant“ ist am 08.07.216 bei Record Records erschienen.   

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Peter Bjorn and John: Breakin‘ Point

Mitte der Nuller-Jahre hatten Peter Bjorn und John mit „Young Folks“ diesen einen charmanten, sich um die Wette pfeifenden Indie-Pop-Hit, der teilweise sogar an Belle & Sebastian erinnerte. Davon sind die drei Schweden Peter Morén, Björn Yttling und John Eriksson auf ihrem mittlerweile siebten Album Breakin‘ Point meilenweit entfernt. Mit aller Macht wird der Dancefloor angestrebt, ein Vorhaben, das dann aber auch so unfassbar simplen 80er-Electro-Pop wie „Love Is What You Want“, oder den Euro-Trash-Dance-Pop „Dominos“ als Eröffnungssong von Breakin‘ Point hervorbringt. Vielleicht will das Trio ja noch den European Song Contest für Schweden gewinnen. kPeter-Bjorn-John-Breakin-Point coverDie Kurve kriegen Peter Bjorn and John dann dankenswerterweise mit „Do-Si-Do“, ein zwar immer noch leicht verdaulicher, aber mit einer hübschen Melodie unterlegter Track. Bei „What You Talking About?“ gelingt den Schweden dann der Spagat zwischen Dancefloor und gutem Pop vollends. Das ist die schwedische Antwort auf Empire Of The Sun. Auch „A Long Goodbye“ und „Nostalgic Intellect“ können noch mithalten, der Rest zündet nicht wirklich.

„Breakin‘ Point“ von Peter Bjorn and John ist am 10.06.2016 bei Ingrid / Kobalt Label Service / Rough Trade erschienen.

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