Allen Toussaint: American Tunes – Album Review

Ein Großer verlässt die Bühne: Allen Toussaints letztes Album zeigt noch einmal seine ganze Klasse

von Sebastian Meißner

Als Allen Toussaint am 9. November 2015 im Alter von 77 Jahren während einer Europatour in Madrid verstarb, verlor die Musikwelt nicht nur einen begnadeten Pianisten, sondern auch einen seiner größten Innovatoren. Der musikalische Einfluss des Multitalents kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Toussaint stand zwar immer im Schatten von James Brown und Sly Stone, er prägte jedoch als Komponist, Arrangeur, Produzent und Songwriter ganze Generationen von Musikern. Mit seiner Hausband The Meters nahm er die knackigsten Funk-Platten der 70er Jahre auf – staubtrockene Groove-Monster, deren Faszination in der reduzierten Polyrhythmik lag. Seine Arrangements prägten einen Zeitgeist und brachten ihm im Laufe seiner Karriere Kooperationen mit Paul McCartney, The Band oder Elvis Costello ein.

Kurz vor seinem Tod hatte Toussaint die Aufnahmen zu seinem letzten Album „American Tunes“ beendet. Die Sessions fanden in zwei Abschnitten mit Produzent Joe Henry statt: Die eine Hälfte der Aufnahmen hat Toussaint 2013 allein am Piano in seinem Heimstudio in New Orleans eingespielt. Die  andere mit einer Rhythmus-Gruppe aus Jay Bellerose und David Piltch sowie den Gästen Bill Frisell, Charles Lloyd, Greg Leisz, Rhiannon Giddens und Van Dyke Parks im Oktober 2015. Während die Band-Aufnahmen den Funk in den Vordergrund schieben, berühren die Solo-Stücke durch eine besondere Intensität. Anspieltipps sind das verspielte „Waltz For Debby“, das bluesige „Rosetta“, das zarte „Mardi Gras In New Orleans“ und der Titelsong. Die Paul Simon-Komposition wird in Toussaints Version zu einem Lebewohl. Gute Reise, Allen!

„American Tunes“ von allen Toussaint ist am 10.06.2016 bei Nonesuch /Warner Music erschienen.

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