Isabel Bogdan: Der Pfau – Roman

Ein amüsant-heiterer, beschwingter Debütroman der Hamburger Übersetzerin Isabel Bogdan

von Gérard Otremba

Die Eitelkeit, die dem Pfau gerne als Wesensmerkmal zugestanden wird, kann man dem Debütroman der Hamburger Publizistin Isabel Bogdan nicht unterstellen. Doch der Pfau in Bogdans gleichnamigen Roman hat einen Hau, einen Blau-Hau, um genau zu sein. Niemand auf dem zu Feriencottages umgebauten, am Fuße der schottischen Highlands gelegenen Anwesen von Lord und Lady McIntosh kann sich die plötzliche Aversion eines der zahlreichen Pfauen gegen die Farbe Blau so recht erklären. Völlig durchgeknallt stürzt er sich auf alles Blaue, das ihm unter sie Augen kommt (bis auf das Blau der anderen Pfauen) und malträtiert es nach Herzenslust.

Seine Zerstörungswut macht eines Tages auch nicht vor dem neuen blaumetallicfarbenen Sportwagen der Bankerin Liz halt, die mit vier Kollegen zu einer „kreativen Auszeit und Teambuildingmaßnahme“ über ein verlängertes Wochenende im November in der ländlichen Idylle („kein Handyempfang, kein Fernsehempfang, nur das Rauschen des Bachs“) weilt. Neben den vier der Maßnahme mehr oder weniger skeptisch gegenüberstehenden David, Andrew, Bernard und Jim gehören noch die Köchin Helen, die Psychologin Rachel sowie Liz‘ Hund Mervyn zum Besuchertross. Da der Pfau nicht zu bändigen ist und Lord McIntosh wegen der deutlich sichtbaren Schäden am Wagen nicht in Erklärungsnot geraten möchte, erschießt er den Pfau kurzerhand mit seinem Schrotgewehr, verscharrt das Tier in naher Umgebung und löst damit ungewollt eine Verkettung von Missverständnissen aus, die es Isabel Bogdan ermöglichen, der Geschichte feine komödiantische Bonmots hinzuzufügen.

Bogdan schaut immer wieder in die Gedankenwelten ihrer Protagonisten, selbst die Hunde-Perspektive Mervyns offenbart sie dem Leser. Durchgehend in indirekter Rede geschrieben, entwickelt Der Pfau einen zügigen Lesefluss, der in manchen Passagen fast an das Schwadronieren eines Sven Regener erinnert. Es stellt sich beim Lesen sehr schnell ein zartes Lächeln auf den Lippen ein, denn Isabel Bogdan beherrscht die Kunst des subtilen ironischen Humors. Dieses Lächeln begleitet einen bis zum Ende des Romans und da der Winter etwas früher über die Highlands einbricht, alles im Schnee versinkt und die illustre Schar der Banker nicht wie geplant wieder abreisen kann, verbringt der Leser einen zusätzlichen Tag im Kreise dieser längst ans Herz gewachsenen Figuren.

Die in Hamburger lebende Isabel Bogdan hat sich in den letzten Jahren als Übersetzerin angloamerikanischer Werke wie Ein untadeliger Mann von Jane Gardam, oder Umweg nach Hause von Jonathan Evison etabliert. Mit Der Pfau hat sie einen amüsant-heiteren und überaus beschwingten Roman geschrieben, der bestens unterhält und mit einem der schönsten Buchcover des Jahres aufwartet.

Isabel Bogdan, „Der Pfau“, Kiepenheuer & Witsch, Hardcover, 256 Seiten, 978-3-462-04800-1, 18,99 €.

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