Heron Oblivion: Heron Oblivion – Album Review

Eine musikalische Offenbarung aus Psychedelic-Rock und Folk, die neue Welten öffnet

von Gérard Otremba

Die Musik von Heron Oblivion trifft einen ins Mark. Die sieben Songs, die Sängerin und Schlagzeugerin Meg Baird, die beiden Gitarristen Noel V. Harmonson und Charlie Saufley sowie Bassist Ethan Miller in San Francisco für ihr selbstbetiteltes Album aufgenommen haben, sind eine atemberaubende Tour de Force aus Psychedelic-Rock, British-Folk, Pastoral Pop und Noise-Rock. Als ob sich Fairport Convention mit Velvet Underground, dem frühen Neil Young und Sonic Youth zusammengetan hätten. Dass die aus Philadelphia stammende Meg Baird neben Marissa Nadler die schönste Stimme des Universums besitzt, und somit den Vergleich mit Sandy Denny nicht scheuen muss, hat man auf ihrem letztjährigen Album Don’t Weigh Down The Light nachhören können.

Und so singt sie auch auf Heron Oblivion engels- und elfengleich und konterkariert damit die Gitarrenorgien ihrer Mitmusiker. Der über sieben Minuten lange Opener „Beneath Fields“ beginnt ganz zart mit der berührenden Stimme von Meg Baird im Mittelpunkt, bevor sich die Gitarren zu ersten infernalischen Ausbrüchen hochtürmen, der Song aber dann doch ganz leise und melancholisch endet. „Oriar“ eröffnet mit einem apokalyptischen Gitarren-Schlagzeugdonner, Bairds glasklare Vocals übernehmen und wechseln sich mit nervenzerfetzenden Gitarrenkaskaden ab. „Sudden Lament“ ist fast sowas wie ein Indie-Pop-Hit. Meg Baird singt sterbensschön und traurig, den Song umgibt eine Aura des Geheimnisvollen und Düsteren, er ist mit knapp vier Minuten der kürzeste und eingängigste des Albums, verzerrte Gitarren kreisen auf Sparflamme.

Wie ein majestätischer Strom fließt das zehneinhalbminütige „Rama“ dahin, das Kernstück dieser außergewöhnlichen Platte. Bairds Gesang verzaubert, die Gitarren setzen punktuell Farbtupfer in die Landschaft, Stromschellen werden himmelhochjauchzend und pathetisch umschifft und doch endet alles im einen über den Hörer hereinbrechenden Wasserfall aus gewaltigen und verzerrten Gitarren-Fuzz-Rock- und Feedbackgetöse. In „Faro“ geht Bairds Stimme ganz unter, hier lassen Heron Oblivion ihrer Experimentierfreudigkeit völlig freien Lauf, der Ostküsten-Einfluss von Velvet Underground obsiegt im stoischen Beat und schier überbordender Krachsalven, starke Nerven sind gefragt.

„Seventeen Landscapes“ entführt uns in einen verwunschenen Wald, es wird gespenstisch und unheimlich und am Ende natürlich laut und wüst. Das abschließende „Your Hollows“ findet sich dann erneut im West-Coast-Psychedelia-Erbe Neil Youngs wieder. Meg Baird hebt noch einmal zu vokalen Höhenflügen ab und die Gitarren brennen im orgiastischen Dauerrausch. Heron Oblivion kümmern sich nicht um einengende Pop-Strukturen und öffnen Welten. Die Musik auf dem Debütalbum von Heron Oblivion ist manchmal zwar gewöhnungsbedürftig, aber eine Offenbarung.

„Heron Oblivion“ von Heron Oblivion erscheint am 04.03.2016 bei Sub Pop / Cargo.

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentare

Kommentar schreiben