Frank Schäfer: Der Couchrebell – Streifzüge durch das wahre Leben

Dreizehn selbstironische Anekdoten zum Rebellentum

von Gérard Otremba

Man muss nicht gleich zum Heavy Metal-Fan mutieren, um Frank Schäfers Buch Der Couchrebell goutieren zu können. Man muss Heavy Metal noch nicht einmal gut finden, um Spaß an der Lektüre zu finden. Frank Schäfer ist nicht nur Heavy Metal-Fan, sondern auch Heavy Metal-Musiker, wenngleich seine aktive Zeit einige Jahre zurückliegt. Als Gitarrist der Metal-Band Salem’s Law stand Schäfer Ende der 80er Jahre kurz vor einer halbwegs erfolgreichen Musiker-Karriere. Doch wie das Leben so spielt, erzählt der 1966 geborene Journalist (u.a. Rolling Stone, taz, Titanic) im jederzeit unterhaltsamen Anekdoten-Band Der Couchrebell. In seinen autobiographischen Streifzügen durch das wahre Leben geht Schäfer der Rolle des Rebellen ganz allgemeiner Art und speziell in seinem Leben nach. In dreizehn essayhaften Episoden greift er die Kulturgeschichte des Rebellentums auch außerhalb der Musik auf und streift dabei den Film („Der Wilde“ mit Marlon Brando), die Literatur („Walden“ von H.D. Thoreau), den Fußball (Eintracht Braunschweig und das einjährige Gastspiel in der 1. Bundesliga) und das politische Zeitgeschehen (Occupy-Bewegung).

Der Couchrebell birgt eine Fülle an Identifikationsmöglichkeiten, denn das Rebellentum sollte allen, die der Rockmusik verfallen sind, bestens bekannt sein. Hier reicht die Veränderung des persönlichen Outfits (Haare lang wachsen lassen, die Klamotten den vorzugsweise gehörten Musikgenres anpassen etc.), um seine Rebellion rein äußerlich zum Ausdruck zu bringen. Und dass Frank Schäfer in der Zwischenzeit mit Frau und Kind am Stadtrand Braunschweigs wohnt, kann auch eine Art von Rebellion sein, wie wir aus Der Couchrebell erfahren. Letztendlich ist der Rebell an kein bestimmtes Alter gebunden und „Rock’n’Roll auch nur ein anderes Wort für Rebellion“. Und den Rock’n’Roll kann man in der Zwischenzeit getrost auch im Rentenalter hören und an der Verheißung der ewigen Jugend schnuppern. Das Angenehme am beschwingten Schreibstil Frank Schäfers ist seine immer wiederkehrende Selbstironie, ein probates und hier sehr gut funktionierendes Mittel, seine eigene Vergangenheit nicht zu glorifizieren und die Leser mit Heiterkeitsausbrüchen zu erfreuen. Der Heavy Metal ist zwar verständlicherweise der rote Faden in Der Couchrebell, wird aber auch nicht überstrapaziert. Das ist auch gut so, denn zum Heavy Metal-Freak werde ich nicht mehr, das Buch mir jedoch in guter Erinnerung bleiben.

Frank Schäfer: „Der Couchrebell“, Herder Verlag, Klappenbroschur, 978-3-451-31302-8, 14,99 €.

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