Thees Uhlmann: Sophia, der Tod und ich – Roman

Ein schräger und ultrakomischer Debütroman des Rockmusikers Thees Uhlmann

von Gérard Otremba

Und dann steht er plötzlich vor der Tür. Der Tod höchstpersönlich. Völlig überraschend auch für den an seiner Umwelt reichlich desinteressierten Ich-Erzähler von Thees Uhlmanns Debütroman Sophia, der Tod und ich, der das alles für einen makabren Scherz hält, sich wundert, wieso überhaupt jemand bei ihm klingelt, und dem Tod die Tür vor der Nase zugeknallt. Doch nur Augenblicke später erscheint ihm dieser im Bad erneut. Kein Scherz, teilt ihm der Tod mit, er habe noch drei Minuten zu leben, dann müsse er mitkommen.

Allein, nun kommt dem Tod etwas dazwischen, denn erstaunlicherweise klingelt es während des Sterbeprozesses schon wieder an der Tür des Erzählers. Natürlich hat er völlig vergessen, dass ihn seine Ex-Freundin Sophia zwecks eines Besuchs bei seiner Mutter abholt. Und da der Tod nicht einfach Sophia auch noch mit sich reißen kann, deren Name nun mal so gar nicht auf seiner Liste steht, machen sie sich zu dritt auf den Weg. Es entwickelt sich ein ultrakomisches Roadmovie, gespickt mit pointierten und aberwitzigen Dialogen zwischen Erzähler, Sophia, dem Tod, der noch nie so lange auf der Erde verblieb und sich wie ein kleines Kind von den alltäglichsten Banalitäten wie einer automatischen Zugdurchgangstür faszinieren lässt, und später der Mutter des Ich-Erzählers. Die Fahrt ist dort noch lange nicht zu Ende, denn nun geht es ab in den Süden, damit der Hauptprotagonist vor seinem Tod noch einmal seinen Sohn zu Gesicht bekommt, der seit sieben Jahren bei seiner reichen und verwöhnten Mutter wohnt und dem er regelmäßig Postkarten schreibt.

Zu allem Unglück mischt sich noch ein Anwärter auf die Position des Todes ein und will sowohl dem Tod als auch dem Sohn des Erzählers an den Kragen. Sophia, der Tod und ich ist ein herrlich schräger und schrulliger Roman, eine jüngere und modernere Ausgabe von Peter Ustinovs Der alte Mann und Mr. Smith. Thees Uhlmann begegnet dem Tod mit einer gepfefferten Brise britischen Humors, in dem die Melancholie immer mitschwingt und das Lesen dieses Romans ähnlich viel Spaß macht wie damals die Sven Regener-Lektüre Herr Lehmann. Vielleicht wird es ein ähnliches Kultbuch. Dass sich deutsche Rockmusiker als Literaten versuchen (Sven Regener, Jochen Distelmeyer, Frank Spilker), wird allmählich zur modernen Tradition. Bei Thees Uhlmann (als Sänger von Tomte bekannt geworden, seit 2011 Solo unterwegs) hat es sich definitiv gelohnt. Wir warten auf die ersten Romane von Dirk von Lowtzow und Marcus Wiebusch.

Thees Uhlmann: „Sophia, der Tod und ich“, Kiepenheuer & Witsch, Hardcover, 978-3-462-04793-6, 18,99 €.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentare

Kommentar schreiben