Robert Forster: Songs To Play – Album Review

Der australische Songwriter-Magier Robert Forster ist zurück

von Gérard Otremba

Sieben sehr lange Jahre sind seit dem letzten Album von Robert Forster, The Evangelist, vergangen. Sehr lange Jahre für alle, die die Musik der Go-Betweens in Ehren halten und seit dem immer noch unfassbaren Tod von Grant McLennan im Jahre 2006 auf neue gemeinsame Songs der beiden australischen Feingeister verzichten müssen. In drei Songs von The Evangelist war Grant McLennan noch involviert, ein kleiner nicht geplanter Schwanengesang, für Robert Forster der große Abschiedsreigen, für die Fans der Go-Betweens ebenfalls, ein an Schönheit und Traurigkeit kaum zu überbietendes Album, man denke nur an den Titelsong, an „If It Rains“, an „A Place To Hide Away“ und natürlich an „From Ghost Town“. Die Trauer war groß und musste verarbeitet werden.

Robert Forster rechnete nach eigenen Angaben mit einer Pause von fünf Jahren bis zum neuen Longplayer, eine bewusste Zäsur und einen Neuanfang setzend. Nun sind es also sieben Jahre geworden, doch bereits der Opener „Learn To Burn“ entschädigt für die lange Wartezeit. Mit Verve feuern sich E-Gitarre und Violine an, eine gewisse Talking Heads-Dringlichkeit bricht sich Bahn, energetisch und rauschhaft, auch die Rolling Stones fänden wohl Gefallen an diesem Stück. Die zarte Go-Betweens-Gitarren-Pop-Lieblichkeit strahlt erhaben in „Let Me Imagine You“ und „Songwriters On The Run“, das Duett mit Ehefrau und Violinistin Karin Bäumler, entfaltet eine innige, verträumte und einschmeichelnde Atmosphäre. Das klassische Singer-Songwriter-Genre mit reduziertem Instrumentarium bedient Robert Forster in seiner unnachahmlichen Art bei „And I Knew“, während Bäumlers trauriges Violinenspiel in „A Poet“ Walks“ an Scarlett Riveras Einsätze auf Bob Dylans Desire-Album erinnern und eine dramatische wie sehnsüchtige Trompete dem Song neue Wendungen verleiht, ganz große Kunst.

Fröhlich und in Melodieseligkeit badet „I’m So Happy For You“, einen lässigen Bossa Nova schüttelt Forster mit „Love Is Where It Is“ aus dem Ärmel, grazil und anmutig das kurze und sanfte „Turn On The Rain“ und mit einem Country-Twang versieht Forster das Ende des verspielten „I Love Myself (And I Always Have)“. Der sechsminütige Album-Abschlusssong „Disaster In Motion“ baut sich zu einem intensiven, dionysischen Mantra auf, die ständige Forster-Bäumler-Wiederholung der Zeile „What we have“ wird von Gitarre, Doors-Orgel und Tambourin begleitet. Feines Ende eins Albums, das die ganze Songwriter-Klasse und Magie des Robert Forster zeigt.

„Songs To Play“ von Robert Forster erscheint am 18.09.2015 bei tapete records.

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Let Me Imagine You von Robert Forster auf tape.tv.

 

Kommentare

  • <cite class="fn">gerhard</cite>

    Sieben Jahre, unglaublich, wie die Zeit vergeht. Bin als alter GB-Fan schon sehr gespannt auf die neue Platte. ‚The Evangelist‘ fand ich sehr stark, fast so gut wie sein Solo-Debüt.
    Gehst Du aufs Konzert in Hamburg? In München spielt er leider nicht, vielleicht fahre ich nach Regensburg, mal sehen. Sein letztes Münchner Konzert im Ampere (muss dann wohl auch sieben Jahre her sein) war exzellent.
    Viele Grüße,
    Gerhard

    • <cite class="fn">Gérard Otremba</cite>

      Ja, ich gehe auf das Konzert in Hamburg, und ja, unfassbar, wie schnell die Zeit vergeht. Ich bin ja erst so richtig zu den Go-Betweens nach ihrem Comeback 2000 gestoßen, dann aber umso intensiver. Die letzte Tour habe ich leider verpasst, und kurz darauf verstarb dann Grant. Die Solo-Tour von Robert konnte ich mir nicht geben, der Schmerz saß bei mir zu tief. Aber jetzt freue ich mich auf den 12.12. Viele Grüße, Gérard

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