Game Over Baby: Wenn am Ende noch Zeit ist, vielleicht – Album Review

Poetisches, Lakonisches und Melancholisches aus Berlin

von Gérard Otremba (Beitragsfoto Kareen Kittelmann)

In der Zwischenzeit wohnen sie in Berlin. 2006 zogen die Kindheitsfreunde Moritz Jansen und Ferdinand Sieglin aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Tübingen in die Hauptstadtmetropole. Die erste gemeinsame Band, für die Jansen den Bass und Sieglin das Schlagzeug spielte, löste sich 2010 auf. Fast hätten die beiden ihre Musikkarriere aufgegeben, aber seit 2013 machen sie unter dem Namen Game Over Baby weiter und fanden vor einem Jahr Unterstützung durch die Sängerin Kira Overkämping. Insgesamt zwei Jahre arbeiteten Game Over Baby an ihrem Debütalbum und die vergleichsweise lange Produktionszeit für Wenn am Ende noch Zeit ist, vielleicht hat sich absolut gelohnt. Acht anmutige Songwriter-Perlen haben Einlass auf dieses Album gefunden, dezent instrumentiert mit akustischer Gitarre und Piano als Basis. Moritz Jansen singt, spielt Klavier und Bass (und manchmal Akkordeon), Ferdinand Sieglin kümmert sich um Gitarre, Schlagzeug und Mundharmonika (und manchmal auch das Cello) und Kira Overkämping steuert die Zweitstimme bei.

Die Songs von Wenn am Ende noch Zeit ist, vielleicht erzeugen eine melancholische, aber eine immer wärmende und tröstende Atmosphäre und mögen die Texte auch in Traurigkeit versinken wie im Titelsong, der wunderschönen, im klassischen Liedermachermodus arrangierten Einsamkeitsballade „Game Over Baby“. Moritz Jensen singt verträumt und nachdenklich, der wehmütig-sehnsüchtige Charakter wird durch Kira Overkämpings Backing Vocals sowie dem Klarinettenspiel von Renate Mattmüller bei „Lied vom mutigen Seemann“ und „Ich mag dein Schweigen auch im Winter“ verstärkt. Texte und Musik gehen auf Wenn am Ende noch Zeit ist, vielleicht in einer poetischen Symbiose auf, lakonisch und liebevoll durch das Trio vorgetragen. Selbst die von Stefan Meinking gespielte Posaune in „Der eine Moment“ fügt sich anstandslos in das jazzige Folk-Arrangement ein uns setzt nur zu einer zaghaften Hymnik an. Und wenn die letzten Cello-Klänge von „Süden“ nachhallen und Moritz Jansen und Kira Overkämping die Zeilen „Komm lass und nochmal ‚wir‘ spielen auf der Bühne unserer Jugend, bis die Zukunft uns enttarnt“ zu Ende singen, ist gewiss, einem der schönsten deutschen Songwriter-Alben des Jahres gelauscht zu haben. Chapeau Game Over Baby.

„Wenn am Ende noch Zeit ist, vielleicht“ ist am 01.08.2015 bei Plattenfirma to go erschienen.

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