Taymir: Phosphene – Album Review

Euphorischer Sixties-Beat aus den Niederlanden

von Gérard Otremba

Taymir brennen auf Phosphene ein Feuerwerk an Sixties-Beat ab. 13 Songs in 31:49 Minuten Spielzeit sprechen Bände, alles schön britisch, aber geschüttelt und nicht gerührt. Trotz des demonstrativen englischen Stils sind Taymir im benachbarten Holland zu Hause. Dort ist das Debütalbum des Quartetts aus Den Haag bereits Ende 2013 erschienen, nun können sich alle anderen vom entfesselten Brit-Pop-Rock auf Phosphene ebenfalls überzeugen. Sänger Bas Prins, Gitarrist Mikkie B Wessels, Bassist Quinten Meiresonne (beider auch für die Backing Vocals zuständig) und Schlagzeuger Harrie Roelse (in der Zwischenzeit durch Isaï Reiziger ersetzt) tauchen mitten in die 60er Jahre hinein, Beat und Garagen-Rock explodieren zu neuen Höhenflügen. Und wer einen Song schlicht „Aaaaah“ nennt, hat schon gewonnen. Neben The Who vergessen Taymir hier Oasis nicht und kokettieren mit den frühen Strokes und den Arctic Monkeys. Entwaffnend und euphorisierend.

Schnörkellos, basslastig und mit fiesen Riffs versehen erklingt „She Goat“, in „All Of The Time“ bauen die Herren nach einem legeren Beginn umwerfende Hooks ein und torpedieren sich ähnlich wie beim nachfolgenden „Afternoon“ in hymnische Sphären. „All We Know“ stampft mutig voran und endet selbstredend in melodieseliger Hymnenhaftigkeit. „Melanie“ wird in schönster Beatles-meets-Franz-Ferdinand-Manier angehimmelt, überschwänglichen Pop bietet „I Do I Do“ und „What Would You Say“ Beat mit Punk-Attitüde. Zur Ruhe kommt man hier nur beim vergleichsweise langsamen und melancholischen Refrain von „Good Time“, doch „Taymir“ schlägt sofort wieder hohe Wellen und für „Spending My Time“ setzen Taymir zum „Aaaah“-Gedächtnisjubelgesang von „Twist And Shout“ an und versinken erneut in allerschönster Harmonie- und Melodiegefühligkeit. „High Roads“ beginnt wie ein Dream-Pop-Song, explodiert jedoch nach einer guten Minute zu einem turbulenten Gitarren-Schlagzeug-Mix. Der letzte Song heißt zwar „Jenny“, besungen wird jedoch eine gewisse Mary-Ann und das sind zweifellos die schönsten 1:14 Minuten (denn nur so kurz ist dieser Song) seit es die Hollies gibt. Herzlich willkommen im Beat-Club, Taymir.

„Phosphene“ von Taymir ist am 15.03.2015 bei Homebass Records / Sony Music erschienen.

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