Ball Park Music: Puddinghead – Album Review

Glorreicher Indie-Pop-Rock des australischen Quintetts

von Gérard Otremba

Da beweisen die Australier mal wieder einen richtig guten Musikgeschmack. Nachdem bereits Happiness And Surrounding Suburbs, das Ball Park Music-Debütalbum von 2011 die Top-40 erreichte, erklomm der Nachfolger Museum ein Jahr später schon die Top-Ten. Mit Puddinghead schaffte es das Quintett aus Brisbane gar auf Platz zwei der Albumcharts, knapp von einem INXS-Best-Of-Album geschlagen. Eine coole Sache, deren Wiederholung in den deutschen Charts einem Wunder gleichkäme. Der Indie-Pop-Rock von Ball Park Music hätte einen ähnlichen Erfolg in diesem Lande sicherlich verdient, doch zu selten bedient er die massentauglichen Hörgewohnheiten deutsche Plattenkäufer. Im Opener „She Only Loves Me When I’m There“ sowie bei „Trippin‘ The Light Fantastic“ finden Sänger und Gitarrist Sam Cromack, Bassistin und Backgroundsängerin Jennifer Boyce, Keyboarder und Trompeter Paul Furness, Gitarrist Dean Hanson und sein Zwillingsbruder Daniel am Schlagzeug (beide ebenfalls mit dem Backgroundgesang beschäftigt) einen Franz Ferdinand meets Mando Diao-Groove, der viele Mitteleuropäer begeistern wird.

Ein Indie-Gitarren-Disco-Sound, der zum Abhotten animiert, der euphorisch und überbordend pulsiert und groovt. Die fünf Musiker von Ball Park Music belassen es aber nicht bei einem einmal eingeschlagenen, eindimensionalen Klang, sondern fügen ihren Kompositionen ständig neue Rhythmuswechsel ein und überraschen mit neuen Wendungen. „Next Life Already“ und „Everything Is Shit Except My Friendship With You“ beginnen kindlich verspielt wie diverse Songs der Freelance Whales, explodieren anschließend jedoch ausgelassen und flippig in hymnische Gefilde. Eine schräge Note geben Ball Park Music auf Puddinghead fast allen Stücken mit auf den Weg, was die Platte umso interessanter macht. Sanften Psychedelic-Pop („Error Playin‘“), Vintage-Pop-Rock („Polly Screw My Head Back On“) und Sunshine-Indie-Pop („Girls From High School“) zaubern die Fünf wie selbstverständlich, doch fehlen auch diesen melodiegetränkten Songs die Ecken und Kanten nicht. „Struggle Street“, der beste Song des Albums, wartet mit einem lässigen Midtempo auf, einer fiependen Orgel zwischen Sixties-Doors und Seventies-Prog-Rock, hymnische Chorgesänge und dunkel gefärbte Gitarrenläufe sowie fette Drums veredeln dieses Meisterstück. Es ist mächtig viel los auf Puddinghead, ein Album, das einen nicht mehr los läßt. Ball Park Music spielen einen überaus intelligenten Indie-Pop-Rock und bleiben doch eine fröhliche Rasselbande. Eine wichtige Entdeckung für das Jahr 2015.

„Puddinghead“ von Ball Park Music ist am 27.02.2015 bei Embassy Of Music erschienen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben