Matthew E. White: Fresh Blood – Album Review

Zeitlos schöner Soul-Pop

von Gérard Otremba

Bereits mit seinem Debütalbum Big Inner von 2012 zeigte Matthew E. White, wie graziös zeitloser Soul heute klingen kann. Und das Schöne: der 32-jährige, in Virginia geborene Musiker macht auf Fresh Blood einfach so weiter. Alle Ingredienzen seines wunderbaren ersten Albums sind auf dem Zweitwerk auf vortrefflichste Weise ausgearbeitet. Bläsersätze, Streicherarrangements, Gospelchöre, Soul und Pop im herrlichen old school Vintage-Format. Matthew E. White singt mit der lakonischen Stimmfärbung eines Kurt Wagner, in seinen Arrangements findet jeder Ton seinen Platz, Kompositionen eines Van Morrison somit nicht unähnlich, jedoch mit dem sanften Flow diverser Al Green-Hits überzogen, wie der fluffige Opener „Take Care My Baby“ beweist. Einschmeichelnd, gütig, warmherzig und sexy. Okay, über seine Behauptung „Rock & Roll Is Cold“, wie der nachfolgende Track heißt, kann gestritten werden, unbestritten bleibt jedoch die sich ausbreitende, unwiderstehliche Dancefloor-Rhythmik des Songs.

Langsam, elegisch, aber von diversen rhythmischen Ausbrüchen unterwandert dann „Fruit Trees“, während „Holy Moly“ zärtlich am Piano beginnt und sich langsam zu einem überbordenden Sturm aufbaut. In „Circle ´Round The Sun“ singt Matthew E. White beschwörend wie Bill Callahan und im genialen Durcheinander von „Feeling Good Is Good Enough“ verzweigen und überlappen sich Chöre und Instrumente ineinander lawinenartig. Grazil, mit sanfter Grandezza überzogen und voller abgründiger Schönheit breitet sich „Tranquility“ aus, „Golden Robes“ swingt sich immer wieder aus dem schleichenden, von Streichern dominierten, Grundtempo heraus und „Vision“ punktet mit einer Rufus Wainwright meets Burt Bacharach-Opulenz. „Love Is Deep“, der Abschluss eines formidablen Albums, zeigt White nochmal in allen seinen Soul-Crooner-Facetten. Mit Fresh Blood katapultiert sich Matthew E. White in die direkte Nachfolge von Marvin Gaye.

„Fresh Blood“ von Matthew E. White ist am 06.03.2015 bei Domino erschienen.
http://vevo.ly/oX3egt

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