Soko: My Dreams Dictate My Reality – Album Review

Statt Folk-Pop gibt es von Soko nun Dark Wave und Synthie-Pop

von Gérard Otremba

Vor drei Jahren erschien mit I Thought I Was An Alien das Debütalbum der französischen Sängerin Stéphanie Sokolinski, die sich kurz Soko nennt. Hübsche, anmutige, dem Folk-Pop anheimfallende Songs prägten das Erstlingswerk, zwischen Lana Del Rey und Leonard Cohen changierend. Auf My Dreams Dictate My Reality ist von den hippieesken Arrangements nicht mehr viel übrig. Der knapp 30-Jährigen gelingt eine Kehrtwende um 180 Grad, das neue Album findet sich im New Wave der ausgehenden 70er und frühen 80er wieder. In feinster Indie-Dream-Pop-Atmosphäre schleicht sich der Opener „Come In Peace“ an, sanft schwebend und leicht verhallt. „Ocean Of Tears“ hingegen ein ekstatischer Ausbruch, rauschhafter melodiöser Pop mit Post-Punk-Attitüde, Joy Division auf Speed und ohrwurmträchtig noch dazu. In „Who Wears The Pants“ eifert Soko Siouxsie And The Banshees nach, ein stürmischer Dark-Wave-Song für die Indie-Disco.

Bei „My Precious“ erreicht Stéphanie Sokolinski dann endgültig den Wave von The Cure. Vergleichsweise verspielt, süß und leise das nachfolgende „Bad Poetry“, während „Temporary Mood Swings“ wieder aufgekratzt und mutig nach vorne prescht. Im Titelsong „My Dreams Dictate My Reality“ ziehen verschleiernde Nebelschwaden auf, die langsamen Gothic-artigen The Cure stehen hier Pate. Zu anrührender Goth-Romantik tendiert „Monster Love“ und „Peter Pan Syndrom“ lotet Sokos Dämonen zwischen In- und Extrovertiertheit aus. Synthie-Pop im New Romantic-Sinn von Human League breitet sich über „Lovetrap“, wo Soko Unterstützung von Ariel Pink erhält. Sokos „Visions“ fallen verwunschen und todessehnsüchtig aus. Das ruhige, geradezu gespenstische Abschlusslied „Keaton’s Song“ entpuppt sich als Dark-Folk-Manifest. Album-Produzent Ross Robinson sagt über die Sängerin: „Für Soko gibt es nur zwei Alternativen – ihre Musik oder den Tod.“ Wir hoffen, sie entscheidet sich zukünftig für die Musik, jung gestorbene Kollegen gibt es genug.

„My Dreams Dictate My Reality“ von Soko ist am 27.02.2015 bei Because / Warner Music erschienen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben