Frank Schulz: Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen

Ein neues Abenteuer für den schrulligen Hamburger Onno Viets

von Gérard Otremba

Der Hamburger Schriftsteller Frank Schulz hat am 31.01.2015 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor verliehen bekommen und reiht sich in eine illustre Liste mit Loriot, Gerhard Polt und Robert Gernhardt ein. Einen passenderen Preis könnte es für den 1957 geborenen Autor kaum geben, treiben die beiden Onno Viets-Romane den Schulz‘schen Humor auf die Spitze. 2012 erschien Onno Viets und der Irre vom Kiez, eine völlig absurde, atemberaubende und skurrile Räuberpistole, bzw. in diesem Fall richtiger, Detektivpistole. Denn als freiberuflicher privater Ermittler arbeitet Schulz‘ Protagonist, der Mittfünfziger Hamburger Onno Viets, sonst Hartz IV-Empfänger, ungekröntes Tischtennis-As des BSV Hollerbeck Eppendorf und Noppensockenträger mit bewegter Vergangenheit.

Er hat viel versucht, aber alles irgendwie auch nicht so richtig. Abgebrochene Lehren zum Klempner/Installateur, Radio- und Fernsehtechniker sowie Bürokaufmann, Betreiber der legendären Eimsbütteler Kneipe „Plemplem“, nach dem Konkurs Versicherungsvertreter (gleichzeitig das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt!), erfolglose Studienversuche der Sozialpädagogik und Soziologie, danach diverse Jobs und Projekte bis hin zum Kioskbesitzer. Anschließende Arbeitslosenzeiten wechselten sich mit journalistischen Tätigkeiten ab, zuletzt dann also Privatdetektiv. Von seinem ersten Fall und der Begegnung mit Tibor Tetropov, der rechten Hand eines Kiez-Oligarchen, hat sich der gute Onno in Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen noch längst nicht erholt. Und auch privat läuft es mit seiner einzigen und langjährigen Partnerin Edda nicht wie gewünscht. Insofern lässt sich Onno bereitwillig auf den Vorschlag seines langjährigen Kumpels „Stoffel“, gleichzeitig der Erzähler dieser Geschichte, ein, dessen Vetter Donald Maria Jochemsen auf eine Mittelmeer-Kreuzfahrt als „Bodyguard“ zu begleiten.

Zwei Welten prallen aufeinander: Hier der gutmütige, immer noch an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidende Onno Viets, der auf der Fahrt die Seele baumeln lassen möchte, dort der exzentrische und misanthropische, an einer „Viktimophopbie“ leidende und immer kurz vor einer Dekompensation stehende Künstler Jochemsen, der sich Wochen zuvor auf einer Vernissage in eine 30 Jahre jüngere Animateurin verliebt hat, die auf dem gebuchten Kreuzfahrtschiff Flipper IV in diversen Revuen als Tänzerin für die Bespaßung der Gäste zuständig ist. Selbstverständlich verlaufen die wenigen Tage auf Meer ganz anders als es sich die Protagonisten vorgestellt haben und verändern ihr Leben von Grund auf. Einmal mehr brilliert Frank Schulz mit aberwitzigen Wortkaskaden, erfindet liebenswerte und verrückte Charaktere und lässt den Leser zwischen schallenden Lachsalven und zum Schmunzeln anregenden Passagen zurück.

Frank Schulz: „Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen“, Verlag Galiani Berlin, Hardcover, 978-3-86971-106-5, 19,99 €.

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