Father John Misty: I Love You, Honeybear

Großes Kino mit dem Ex-Drummer der Fleet Foxes

von Gérard Otremba

Einst trommelte und sang Joshua Tillman, aka Father John Misty, im Chor bei den wunderbaren wie entzückenden Fleet Foxes. Von deren naturalistischen Folk-Exkursionen ist auf I Love You, Honeybear, Father John Mistys zweitem Solo-Album nach der Trennung von den Fleet Foxes nicht mehr viel übrig. Die Anmut und Eleganz indes hat sich Tillman bewahrt. Im titelgebenden Opener trifft ein schepperndes Schlagzeug auf traumhafte Streicher, eine ausladende Burt Bacharach-Grandezza obliegt diesem Song, die mit „Chateau Loby“ noch übertroffen wird. Der überschwängliche Gesang, die hymnischen Orchester- und Fanfaren-Bläser-Parts, Musik von erhabener Schönheit, die einem die Tränen in die Augen treibt. Sie Synthie-Electro-Spielereien in „True Affection“ und der mächtig Staub aufwirbelnde Rock von „The Ideal Husband“ harmonieren nicht wirklich mit dem Rest der Platte und sind mindestens gewöhnungsbedürftig, doch versöhnen Songs wie das an den 70er-Soft-Rock von Al Stewart erinnernde „The Night Josh Tillman Came To Our Apt.“, oder das sanft dahinfließende, mit Slide-Gitarre versehene und in Larmoyanz versunkene „Nothing Good Ever Happens At The Goddamn Thirsty Crow“. Tillman barmt sich durch die herzallerliebste Soul-Folk-Pop-Ballade „When You’re Smiling And Astride Me“, offeriert überbordende Opulenz in „Strange Encounter“, als ob Rufus Wainwright und John Grant sich verbündet hätten, bevor er all seinen romantischen Sarkasmus in das pianobetonte, mit Streichern veredelte, „Bored In The USA“ steckt. Hier stand Bruce Springsteen nicht nur für den Titel Pate. Zwischen Seelenstriptease und Amerikabefindlichkeit lotet Josh Tillman sein Ich aus, nochmals im Al Stewart-meets-Rufus-Wainwright-Modus bei „Holy Shit“, im zarten Streicher-Folk-Ambiente von „I Went To The Store On Day“ und findet mit I Love You, Honeybear seinen Platz zwischen Randy Newman und Harry Nilsson.

„I Love You, Honeybear“ von Father John Misty ist am 06.02.2015 bei Bella Union / Pias Cooperative Music erschienen.

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