Justin Townes Earle und Andrew Combs live in Hamburg

Ein intimer Country-Folk-Abend im Nochtspeicher

Text und Fotos von Gérard Otremba

Justin Townes Earle und Andrew Combs, die beiden Labelkollegen von Loose Music Records, zusammen auf Tour zu schicken, ist natürlich ein gefundenes Fressen für alle Country-Folk-Americana-Fans. In der Ausübung ihrer Leidenschaft sind sich beide durchaus ähnlich, ohne gegenseitiges Epigonentum befürchten zu müssen.

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Andrew Combs hat auf seinem letzten Album All These Dreams beweisen, dass er das Potential hat, in die Fußstapfen eines Ryan Adams treten zu können, jedenfalls fleht zur Zeit kaum jemand anders so schön und eindringlich wie der 27-jährige, in Nashville wohnende Musiker. Am 28.01.2015 tritt Andrew Combs im Hamburger Nochtspeicher ganz reduziert mit seiner akustischen Gitarre auf, doch trotz der intimen Atmosphäre seines Gigs, merkt man Songs wie „Pearl“, „All These Dreams“ und dem Facebook-Social-Media-Song „Foolin‘“ den sanften Pop-Charakter der Album-Versionen an. Zu Recht wird Andrew Combs mit großem Applaus bedacht und dass seine Mutter den Song „Too Stoned To Cry“ hasst, geschenkt.

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Justin Townes Earle tritt gleich ein doppelt schweres Erbe an: Als Sohn von Steve Earle und gesegnet mit Townes van Zandt als Patenonkel. Eine schwere musikalische Bürde, die einen fast schon zum Scheitern verurteilt. Doch Justin Townes Earle macht das Beste daraus. Beim Auftritt im Nochtspeicher schnappt er sich die Akustische und wird vom wunderbaren Gitarristen Paul Niehaus (E-Gitarre, Pedal Steel) kongenial begleitet. Die beiden Musiker bieten in den knapp 80 Minuten eine bemerkenswerte Americana-Mischung aus Country, Folk, Blues und Rock. Mal jault sich Niehaus‘ Pedal Steel zum Herzerweichen in den Vordergrund („White Gardenias“, „Worried Bout The Weather“, „Ain’t Glad I’m Leaving“, „Today And A Lonely Night“), mal gewinnt der Blues-Folk die Oberhand („When The One You Love Loses Faith“), mal der Country-Blues („They Killed John Henry“), dann der Blues-Rock („My Baby Drives“) und im Mittelteil der puristisch barmende Folk („A m I That Lonely“, „Christchurch Woman“). Stücke der beiden letzten Alben Absent Fathers und Single Mothers bilden den Mittelpunkt des Konzertes, eine überraschende Coverversion von Fleetwood Macs „Dreams“ als Zugabe inklusive. Mit dem Country-Rockabilly „Harlem River Blues“ verabschieden Earle und Niehaus die Gäste dann in eine windig-kalte Hamburger Winternacht.

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