Nina Omilian: (pure) – Album Review

Große Gefühle

von Gérard Otremba

Nina Omilian singt wieder. Die 1975 in Stuttgart geborene Sängerin, Autorin und Schauspielerin hat in ihrer Heimatstadt sowie in Salzburg und Düsseldorf klassischen Gesang studiert und veröffentlicht mit Pure ein Album mit Coverversionen aus popmusikalischen Songwritergefilden. Die Zeit der großen Arien ist für Nina Omilian vorbei, eine schwere Herzkrankheit ließ sie vor einigen Monaten mit dem Tode ringen, insofern verwundert ihre Aussage – „Ich freue mich so sehr, dieses Album jetzt mit allen teilen zu können“ – nicht wirklich. Das Album lebt von der Präsenz Omilians Stimme. Ihre glockenklaren Vocals verzaubern von der ersten Note an und erinnern im Pop-Folk-Genre an die von ihr gecoverten Joni Mitchell und Kate Bush sowie die weit unbekanntere Rebecca Pidgeon. Gleich drei Songs der Laurel Canyon-Elfe Joni Mitchell interpretiert Nina Omilian auf Pure, „I Had A King“, „Cactus Tree“ und „Song To A Seagull“, und alle bleiben erfreulich unprätentiös und nah am Original, folkig und naturalistisch mithin, den Mitchell-Flair ganz wunderbar einfangend. Die Zusammenarbeit mit Gitarrist und Produzent Ian Melrose ist ein weiterer wichtiger Faktor für die Qualität dieser Platte, versteht es der Wahl-Berliner Omilians Stimme perfekt mit seinem filigranen Gitarrenspiel aufzufangen. Zusätzliche Streicherarrangements bei Kate Bushs „Man With A Child In His Eye“ und „Wrong Or Wright“ von Simone Reifegerste, oder Celli für „Jesse“ von Janis Ian und „The Song Of The Seagoat“ von Peter Sinfield, verdichten den sehnsüchtig-melancholischen Charakter einiger Stücke. So wie sich das Wasser thematisch seinen Weg durch den Longplayer bahnt, fließen die Songs auf Pure in einer kammerpopartigen, fragilen, verträumten und gefühlvollen Atmosphäre, bis hin zum von Melrose und Omilian komponierten „The Cloud“ und „I Think It’s Going To Rain Today“ von Randy Newman. Mit dem Album Pure scheint Nina Omilian ihre musikalische Bestimmung gefunden zu haben.

„(pure)“ von Nina Omilian erscheint am 10.10.2014 bei Timezone.

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