Funny van Dannen: Geile Welt – Album Review

Bandverstärkt und vital wie lange nicht mehr

von Gérard Otremba

„Gib Gummi“, schreit ein Fan 1998 in der Hamburger Prinzenbar, nachzuhören auf der CD Uruguay, zu Funny van Dannen, der lapidar antwortet: „Seh‘ ich aus wie ne Rock’n’Roll-Band?“. Damals nein, heute ja. Denn Funny van Dannen hat eine Platte mit Bandverstärkung aufgenommen, die Platte, die er „schon immer einmal machen wollte“. Natürlich gab es auf dem ein oder anderen veröffentlichten Funny van Dannen-Album Gastmusiker- und Instrumente, die van Dannens Liedermacher-Songs verzierten. Zweieinhalb Jahre nach Fischsuppe hat der 56-jährige Songwriter den gewollten Bandcharakter nun auf seinem 13. Album Geile Welt gefunden. Er sei kein Solo-Fetischist und für die Umsetzung seiner Ideen hätten ihm bisher die richtigen Leute gefehlt, läßt Funny van Dannen uns wissen. Mit Sascha Hörold, Drummer Michael Breuninger und seinem Familienchor hat van Dannen adäquate Mitstreiter gefunden und für seine Verhältnisse gibt er bei einigen Stücken ordentlich Gas. So entwickelt „Losgehen“ einen hymnischen Rock-Furor, wie er von Bruce Springsteen, Ryan Adams oder Tom Petty bekannt ist und in „5 Euro“ huldigt er dem Indie-Rock und Garagen-Pop der Ramones. Einen „Bretter-bretter-Song“ nennt ihn van Dannen im vom Mikro eingefangenen Abspann, könnte ein Hit werden.

In „Souldiva“, „Lonely Stuhlbein“, „Geile Welt“ und „Weltbild“ finden Funny van Dannen und Compagnons zu einem Dylan-meets-Cash-Country-Rockabilly-Blues-Roll. Und fluffigen, melodiösen Pop-Rock der Marke John Mellencamp gönnen sich die Beteiligten in „Meine Arbeit“. Doch bevor alle „Funny van Dannen-singt-seine-Lieder-mit-Gitarre“-Puristen aufschreien, keine Angst, auch auf Geile Welt ist in jedem Song Funny van Dannen zu erkennen. Es gibt die verträumten, melancholischen, sehnsüchtigen, traurigen, romantischen Momente in „Wir fliegen“, „Menschen in Landschaften“, „Frag bloß nicht den Wind“ und „Lied über Nichts“, den typischen van Dannen-Humor in „Lebensbejahend“, „5 Euro“, „Sie ist nichts für dich“ (ein herrlicher Mitsing-Schunkler ), „Souldiva“ und „Lonely Stuhlbein“, sowie die doppelbödige Gesellschaftskritik in „Geld“, „Gähnen“ oder „Meine Arbeit“. Und genügend spartanisch instrumentierte Lieder sind auf Geile Welt ebenfalls vorhanden. Trotzdem tut diese Bandgeschichte Funny van Dannen gut, sein neuer Longplayer wirkt wie eine Frischzellenkur und endlich kann man zu Funny van Dannen richtig tanzen. Geile Welt ist die beste Funny van Dannen-Platte seit Herzscheiße.

„Geile Welt“ von Funny van Dannen ist am 03.10.2014 bei JKP / Warner erschienen.

Kommentar schreiben