Katrin Bauerfeind: Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag – Geschichten vom schönen Scheitern

Scheitern de Luxe mit Katrin Bauerfeind

von Gérard Otremba

Niemand scheitert so schön wie Katrin Bauerfeind. Die aus Internet und Fernsehen bekannte Journalistin und Moderatorin beschreibt in ihrem ersten Buch Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag – Geschichten vom schönen Scheitern allseits bekannte Themen und Alltagsbegebenheiten, an denen Katrin Bauerfeind meint, gescheitert zu sein. Die gebürtige Aalenerin erzählt ihre Erlebnisse und Gedanken mit Augenzwinkern, auf wohltuend amüsante Art, witzig und (selbst)ironisch. In 45 kurzen Kapiteln handelt die 31-Jährige alle relevanten Lebensthemen wie Freunde, Familie, Ehe, Erziehung, Beruf, Sport, Liebe, Laster, Sex, Alter und Tod ab.

Jeder Leser von Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag wird sich in diversen Passagen wiederfinden, denn wir alle haben ähnliche Situationen erlebt und können uns häufig gut in die Person von Katrin Bauerfeind hineinversetzen. Nur ist „Scheitern“ ein gar mächtiges Wort und klingt nach Versagen. Aber ist Katrin Bauerfeind wirklich gescheitert? Und wie viele von uns dann ebenfalls? Scheitern bedingt vorhandene Maßstäbe und natürlich, stammt man wie Katrin Bauerfeind aus weniger dicht besiedeltem Raum („Dialekt ist Provinz“) und ist mit 30 Jahren noch nicht verheiratet und hat keine Kinder in die Welt gesetzt, dann kann sich Frau Bauerfeind schon mal als gescheiterte Existenz fühlen. Ganz egal, ob Katrin Bauerfeind heiraten will und Kinder möchte, oder nicht, danach fragt in der Heimat niemand. Und so verwebt Bauerfeind geschickt zwielichtige Erwartungshaltungen, wie eben beschrieben, mit persönlichen Macken, wenn sie zum Beispiel ihren langen und ausgiebigen Schlaf als „Scheitern am Wachbleiben“ tituliert. Nun, andere scheitern demnach am Schlaf.

Sehr schön auch ihre Aufzählung von Pros und Contras des Berühmtseins und der Erkenntnis, sich genau in der Mitte zwischen Berühmt- und Nichtberühmtsein zu sehen, denn „halbprominent bedeutet, dass du dir nie sicher sein kannst, ob du erkannt wirst und vor allem, wobei. Sämtliche Vorteile des Berühmtseins hingegen entfallen.“ Ja, zugegeben, das ist doof. Dann doch lieber richtig berühmt sein und auf das Scheitern verzichten. Katrin Bauerfeind gibt kokett und auf überaus sympathische Weise teils brüllend komisch Bonmots aus ihrem Leben preis, halb Dichtung, halb Wahrheit, wie sie im letzten Kapitel „Interview mit mir“ zugibt, doch die schönste Episode gehört ihrer im Demenzstadium verstorbenen Oma. Mitfühlend, rührend und wahrlich liebevoll verbschiedet sich Katrin Bauerfeind von einem wichtigen Menschen in ihrem Leben. Ach, Katrin, Du bist gar nicht gescheitert, Du hast nur sehr vieles richtig gemacht. Oder aber ich bin an Deinem Buch gescheitert.

Katrin Bauerfeind: Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag – Geschichten vom schönen Scheitern, Fischer Verlag, Klappenbroschur, 978-3-596-19891-7, 14,99 €.

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